Die Juden im Weltkriege This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license. Title: Die Juden Im Weltkriege Author: Felix A. Theilhaber Release Date: May 28, 2014 [EBook #45808] Language: German Character set encoding: US-ASCII *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUDEN IM WELTKRIEGE *** Produced by Norbert Langkau, Enrico Segre, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net. This file was produced from images generously made available by The Internet Archive. DIE JUDEN IM WELTKRIEGE *Mit besonderer Beruecksichtigung* *der Verhaeltnisse fuer Deutschland* Von *_Felix A. Theilhaber_* 1916 WELTVERLAG BERLIN, UNTER DEN LINDEN 56 * Inhalt.* ------------------------------------------------------------------ Vorwort Seite 5 Einleitung 7 Der Krieg und die Juden 13 Die Stellung der deutschen Juden vor dem Kriege 13 Die Juden im Kriege 28 Juden im Ausland 36 Die Lehren des Krieges 44 Das Problem der Ostjuden 48 Schluss 58 ------------------------------------------------------------------ * Vorwort.* Die folgenden Ausfuehrungen verdanken ihr Entstehen freien Stunden an der Front in Kurland, wo ich dem unendlichen Leid der Ostjuden auf Schritt und Tritt begegnete, einer unterdrueckten Menschenmasse, die menschlich unser Interesse verdient, aber auch sprachlich, da sie den Deutschen darin noch naeher steht als die Vlamen. Vor allem gilt die Schrift den Beziehungen der deutschen Juden zu ihrer Umgebung. Die Verhetzung, welche vor dem Krieg das Volk bald gegen Sozialdemokraten, Agrarier und Zentrumsanhaenger trieb, fehlte nicht gegenueber den Juden. Aber jeder wirtschaftliche Hass, jede chauvinistische nationale Abneigung wirkt auf die Dauer unfruchtbar und schaedlich. * * * Damit die gegenseitige Achtung auch nach dem Kriege fortdauere und innerlich begruendet wird, habe ich dargelegt, dass das Wort eines grossen Denkers nicht zu Unrecht besteht: "Jedes Land hat die Juden, die es verdient". "Wer die Luft, die ich atme, den Boden, auf dem ich stehe und in dem meine Eltern bestattet sind, mir nehmen will, ist mein Moerder . . ." So ungefaehr wandte sich vor fuenfzig Jahren Gabriel Riesser an seine Widersacher. Moege uns, wenn wir in die Heimat zurueckkehren sollten, diese Sprache in alle Zukunft erspart bleiben. Moege mein Wort der Verstaendigung, der Aufklaerung und dem Frieden dienen! Herbst 1915. *Felix A. Theilhaber.* * Einleitung.* Die "Hilfe" vom 2. September 1915 bringt einen Artikel _"Der Krieg und die russischen Juden" von Paul Barth_. Seine Worte moegen meine Auseinandersetzung ueber das Problem "Judentum und Deutschtum" einleiten. Paul Barth schreibt: "Was aber lauter als alles andere zum Himmel schreit, das sind die Massenverbrechen, die die russische Militaer- und Zivilbuerokratie tagtaeglich an den "lieben Juden" des Zaren veruebt. Wohin das russische Heer kommt, da ist die erste kriegerische Leistung, dass die Juden ausgewiesen werden. Im Februar dieses Jahres erliess der "Allgemeine Juedische Arbeiterbund Litauens, Polens und Russlands" einen Aufruf an "die Kulturwelt", der einigermassen veranschaulichte, welches Meer von Leiden hinter dem Worte "ausgewiesen" steckt. Mit einer Frist von vierundzwanzig, oft bloss von acht Stunden, hinausgetrieben in die Nacht und die Kaelte des russischen Winters, alle, auch Greise, Frauen und Kinder; ohne Ziel, ohne Schutz in ein fast feindlich gesinntes Land; rechtlos schon im Frieden, jetzt rechtloser denn je. Unsere Ostpreussen sind gewiss tief zu beklagen, aber sie zogen doch in ein freundlich gesinntes Land. Hunderttausend ausgewiesene Juden sammelten sich damals hilflos in Warschau an, sehr viele, besonders Kinder, starben auf der Landstrasse. Wie gluecklich verhaeltnismaessig diejenigen, die ein Kosak erstochen hatte! Denn das ist nach jenem Aufruf ein regelmaessiger Sport der Kosaken, der unbestraft bleibt. Der Roemer Seneca ereiferte sich darueber, dass ein Mensch, der Gladiator, "zum Spiele und Scherze getoetet wird". Der Gladiator jedoch konnte sich wehren, er war bewaffnet, das Ganze war ein Kampf zweier geuebter Fechter. Der arme russische Jude aber kann sich nicht wehren. Und ich fuerchte, das ist erst der Anfang. Allerdings ein sehr grosser Anfang. Denn Mitte Mai wurden die Gouvernements Kurland, Kowno und ein Teil von Suwalki von 280000, also mehr als einer Viertelmillion Juden "evakuiert", wie der russische technische Ausdruck lautet. Neuerdings wurde eine Million Juden aus den Gouvernements Wilna, Grodno und Warschau vertrieben, d. h. wirtschaftlich vernichtet. Das tut die russische Regierung. Was wird erst geschehen, wenn die russische "Volksseele", besonders die der "echt russischen Leute", unruhig wird! Und sie wird aufkochen, wenn Russland weitere Niederlagen erleidet, und sich in "Pogromen" Luft machen, genau so, wie es 1905 und 1906 geschah. Was damals in Kertsch, Bialystok und vielen anderen Staedten vorging, das wird sich in ganz Russland wiederholen und wahrscheinlich mit viel groesserer Heftigkeit. Und die Polizei wird, wie damals, teils wohlwollend zusehen, teils wohlwollend helfen. Damals war es schliesslich die erste, sehr liberale Duma, unter einem viel besseren Stimmrecht als dem jetzigen gewaehlt, die den Greueln ein Ende machte. Aber die Duma, die jetzt zusammengetreten ist, wird fuer solche inneren Fragen keine Zeit haben. Was tun nun dabei die Juden der uebrigen Welt, ausserhalb Russlands? Im allgemeinen nichts, -- was ueberraschend, vielleicht auch ein bedauerliches Symptom ist. Wie sehr sie auch die Kultur des Landes angenommen haben, in dem sie wohnen, sie hegen doch alle die gleiche Pietaet fuer ihre Vergangenheit, die sie als starkes Band mit ihren russischen Stammesgenossen vereinigt. Die deutschen Juden freilich sind entschuldigt, sie _koennen_ nichts tun. Jeder oeffentliche Schritt ihrerseits wuerde den russischen Juden bloss schaden. Diese wuerden daraufhin noch mehr verdaechtigt werden, ueber die Grenze hinaus nach dem Landesfeinde zu schielen. In den Laendern des Vierverbandes sehen wir nur eins: ueberall sind Juden unter den Kriegshetzern, gegen die Zentralmaechte, also fuer den Zarismus. In Frankreich sind sehr viele Juden in den hoechsten Stellen, die bestaendig ihre Liebe zum Zarismus betaetigen. In England haben die Juden viel Einfluss in der hoechsten Aristokratie, die ganz besonders in der Hoffnung auf "die Dampfwalze" schwelgte. Lord Rosebery, einer der einflussreichsten Aristokraten, ist ja Schwiegersohn des Barons Meyer Rothschild. In Italien finden wir unter den wildesten Kriegshetzern juedische Namen. Herr Nathan, der Buergermeister von Rom, hielt im Dezember 1914 als Freimaurer, als frueherer Grossmeister der Logen des Grossorients, im Theater Constanzi in Rom eine schwungvolle Rede, in der er zum Kriege fuer den Dreiverband, also fuer den Zaren, aufrief. Zwei bekannte italienische Politiker juedischer Herkunft, Barzilai und Luzzatti, trieben ebenfalls zum Kriege. Aber was tun die Juden in den neutralen Laendern? Der einzige, der sich auf seine Herkunft und seine Gewissenspflicht besinnt, scheint Georg Brandes in Kopenhagen, wie sein Briefwechsel mit Clemenceau bewies. Andere sind auf seiten des Vierverbandes. Die rumaenische Zeitung "Adeverul" (Wahrheit), die taeglich gegen die Zentralmaechte, also fuer Russland agitiert, war bis vor kurzem und ist wohl noch in juedischen Haenden. Die uebrigen tun gar nichts, nicht einmal die Sozialisten unter den Neutralen. Vor kurzem meldete Reuter aus Neuyork, Samuel Gompers, der Vorsitzende der American Federation of Labour, zweifellos juedischer Herkunft, habe auf eine Einladung zu einer Versammlung, die gegen die amerikanische Kriegsbedarfsausfuhr protestieren wollte, durchaus ablehnend geantwortet. Dunkel ist zwar die Begruendung seiner Ablehnung: "es gebe schrecklichere Dinge als den Krieg, naemlich des Geburtsrechts (d. h. wohl des angeborenen Rechts), der Freiheit und der Gerechtigkeit beraubt zu sein". Dies alles sind ja die Leiden der russischen Juden; aber Gompers lehnt ab, gegen die Unterstuetzung ihrer Unterdruecker zu protestieren. Wenn nun die Juden selbst so gaenzlich passiv sind, so muessen wir _Nichtjuden_ uns regen und sie aus ihrer Resignation aufruetteln. Ich moechte nochmals betonen, dass die Verfolgungen erst anfangen. Je weiter die verbuendeten Heere vorruecken, desto groesser die Gefahr neuer Wutausbrueche. Und schon, wie berichtet wird, sind die Juden teilweise konzentriert in besondere Lager -- sehr bequem fuer die Verfolger. Das Volk wird einen Suendenbock suchen, auf den es die Schuld der Niederlagen abwaelze. Es wird die Regierung schuldig finden, aber es kann wieder einen Minister geben, wie denjenigen, der im Oktober 1905 -- nach juedischen Quellen -- sagte: "Wir werden die Revolution im Blute der Juden ersticken." Es folgten darauf die furchtbaren, zehn Tage dauernden Oktobermorde. Tausend Juden wurden erschlagen, achttausend wurden zu Krueppeln. Werte im Betrage von 180 Millionen Mark wurden vernichtet, 300000 Juden flohen ins Ausland. (Vergl. "Allgemeine Zeitung des Judentums", 1910, S. 577.) Die deutschen Juden koennen, wie gesagt, unmittelbar nichts tun, aber mittelbar sehr viel. Sie koennen die Juden der _nordamerikanischen_ Union aufrufen, die fuer russische Angelegenheiten doch sonst Interesse zeigen. Als der Beilisprozess schwebte, haben diese beim russischen Gesandten in Petersburg dagegen protestiert und spaeter dem zwar freigesprochenen, aber sehr geschaedigten und gequaelten Beilis eine Farm geschenkt. Jetzt steht mehr als ein Menschenleben auf dem Spiele. Was dem einen Beilis recht war, ist allen russischen Juden billig. Die amerikanischen Juden muessten laut und energisch ihre Stimme erheben fuer ihre niedergetretenen russischen Stammesgenossen, taeglich, so oft als moeglich, in den Zeitungen, in allgemeinen Versammlungen der Juden und der Christen. Wenn erst die russische Regierung weiss, dass man ihr Treiben beobachtet, wird sie doch vielleicht stutzig werden und das Schlimmste unterlassen, sie wird wenigstens nicht die Polizei zur schweigenden Duldung der Morde und der Diebstaehle anhalten, sondern notgedrungen den Befehl zur Aufrechterhaltung der Ordnung geben muessen. Nordamerika ist ja der kuenftige Geldmarkt fuer Russland, der einzige, wo es einst Anleihen machen kann. Denn alle europaeischen Staaten werden nach dem Kriege selbst zu viel Schulden haben, um anderen leihen zu koennen. Die Juden der Union aber sind eine starke Kapitalmacht, besonders im Westen. Sie haben -- nach W. Sombart -- eine herrschende oder wenigstens wichtige Stellung im Getreidehandel, im Tabakhandel und im Baumwollhandel. Auf allen drei Gebieten koennen sie den Russen schaden. Vor allem aber koennen sie jede russische Anleihe erschweren, vielleicht unmoeglich machen. Damit muessten sie drohen. Darauf wird selbst die zarische Regierung hoeren. Und wenn die Proteste und Drohungen nichts helfen, so werden sie doch wenigstens Zeugnis ablegen, dass in der allgemeinen sittlichen Verwilderung es noch Menschen gegeben hat, die die Unmenschlichkeiten der zarischen Regierung als solche zu brandmarken gewagt haben. Wenn aber gar nichts geschieht, dann wird ganz gewiss sich das alte Sprichwort bewaehren: "Wenn die Menschen schweigen, so reden die Steine", freilich in diesem Falle nur die Steine des Pogroms, die auf unschuldige, wehrlose Opfer fallen werden." * * * Wenn Barth sich auf die Einwirkung der amerikanischen Juden verlaesst, so fuerchte ich, gibt er uns einen Wechsel auf die Zukunft. Die amerikanischen Juden sind noch nicht genuegend organisiert, z. T. auch als Vollblutyankees zu sehr auf Seiten der Entente. Ich glaube und werde es zu beweisen versuchen, dass Deutschland allen Grund hat, jede antisemitische Regung abzustreifen, den Juden im Inland die Gerechtigkeit, die ihrer treuen Staatsbuergerschaft gebuehrt, widerfahren zu lassen, den Juden in eroberten Gebieten jede Autonomie zu gewaehren und den Auswandernden im Orient allen Vorschub fuer eine grosszuegige Kolonisation zu leisten. Doch damit komme ich schon zur Voraussetzung jeder Politik gegenueber den Juden: die Bewertung derselben als zuverlaessige und faehige Staatsbuerger gegenueber ihren Heimatslaendern, und nicht zum mindesten in Deutschland! * Der Krieg und die Juden.* Der grosse Krieg hat infolge des grandiosen Kaiserwortes "Ich kenne keine Parteien mehr" den antisemitischen Angriffen und Uebergriffen vorlaeufig den Grund und Boden entzogen. Trotzdem will das Judenproblem keineswegs von der Bildflaeche verschwinden. Im Gegenteil. Der Einmarsch der deutschen Truppen in die polnischen und russischen Gebiete hat mit einem Schlage die innerpolitische Unhaltbarkeit des Schicksals, der nahezu sieben Millionen starken juedischen Bevoelkerung Russlands der ganzen Kulturwelt aufgetan. Man wird nicht leugnen koennen, dass das juedische Problem beim Friedensschlusse sowohl von grossem internationalem Belang sein wird, als auch von hervorragender Bedeutung fuer die _deutsche Politik_. *Die Stellung der deutschen Juden vor dem Krieg.* Die Judenfrage ist fuer Deutschland praktisch so wichtig, dass es sich gewiss verlohnt, darauf einzugehen. Pruefen wir zunaechst einmal die Stellung der Juden Deutschlands und ihren Einfluss in diesem Lande. Die Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat nicht nur einen voelligen Umsturz aller inner- und aussen_politischen_ Verhaeltnisse Deutschlands bedingt; die breiten Volksmassen erschuetterte ein _sozialer_ Umschwung. Aus einem rein agrarischen Staate wuchs in wenigen Jahrzehnten eine gigantische Industrie heraus, welcher bald ein weltenumspannender Handel die Wege bahnte. Die Technik feierte rascher ihre Triumphe, als die Regierungsfuersorge und die von Organisationen getragene Selbsthilfe der Interessengruppen sich auf die Neukonstellationen einstellen konnten. Dadurch gerieten die Arbeiter stellenweise in die Gefahr, materiell und physisch ausgenutzt zu werden. Auf dem Lande hatte sich einst ein aehnlicher Prozess, wodurch sich Latifundien bildeten, im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Die industriellen und kommerziellen Grossunternehmungen aber kamen ueber Nacht. Erbarmungslos rang das Grosskapital den Stand der kleinen Leute nieder. Dieser oekonomische Werdegang ging nicht ohne Gewalttat, ohne Haerten ab, die den Traegern den Hass des in seiner Existenz erschuetterten dritten Standes eintragen mussten. Die Sozialdemokratie als die Zusammenfassung der Proletarier ist das naturnotwendige Produkt dieser Entwicklung. Der Antisemitismus ist die Konsequenz des Prozesses insofern, als sich diese Bewegung gegen die sichtbarsten Traeger, gegen die Klasse von Menschen wandte, welche am geschicktesten die Macht des Kapitals auszunutzen wussten. Die erste Partei ist ein Versuch, der _Sache_ selbst entgegenzutreten, die letztere kaempft gegen _Personen_, die nebenbei in ihrer religioesen und rassigen Eigenart eine gute Zielscheibe boten. Uns interessiert hier nicht, wie die Auswuechse des Kapitalismus oder der Kapitalismus selbst zu bekaempfen ist. Wir wollen nur der Frage naehertreten, wie der Antisemitismus des weiteren zu erklaeren ist, welches die Bedeutung der deutschen Judenheit gewesen ist, und ob wir anlaesslich des Krieges den Juden einen mehr oder minder guenstigen Einfluss auf die Wirtschaftsgestaltung Deutschlands einraeumen koennen, um dann spaeter auf den Einfluss der deutschen Juden und ueberhaupt auf den Krieg eingehen zu koennen. Bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts stroemte ein gut Teil der juedischen Jugend Deutschlands nach den Vereinigten Staaten von Amerika, Suedafrika, England, Frankreich etc. Teilweise war ihnen die volle Gewerbefreiheit (wie z. B. in Bayern bis 1864) vorenthalten gewesen. Die siebziger Jahre, die beruehmten Gruenderzeiten, bringen eine Hochflut von aus den Doerfern in die Staedte stroemenden Juden. Die juedischen jungen Leute wandern nicht mehr in die Fremde, sondern wenden sich dem deutschen Handel, der Industrie, den akademischen Berufen, und vor allem den Grossstaedten zu. Das seit Jahrhunderten betaetigte Wohnen in den Staedten, bedingt durch Eigenart, aber auch durch das mittelalterliche Gesetz, das bis ins XIX. Jahrhundert hinein Geltung hatte, laesst sie allmaehlich in die groesseren Staedte abwandern, wo die Verdienstmoeglichkeiten sich stetig vergroessern. Dazu traegt auch die antisemitische Ostmarkenpolitik bei, welche die Juden aus den Provinzen Posen, Ost- und Westpreussen vertreibt. Der Druck der Hakatisten, der wirtschaftliche und gesellschaftliche Boykott der evangelischen Deutschen den Juden im Osten gegenueber, laesst ihre Stellung zwischen Deutschtum und Polentum unhaltbar werden. Dazu kommen elementare Ausbrueche der von den Antisemiten bearbeiteten Volksschichten. Der "Ritualmord von Konitz" ist eins dieser bezeichnenden Ereignisse. Fluchtartig verlaesst der Jude diese Staedte, deren Charakter durch seine Anwesenheit noch ein deutscher war, und ueberlaesst den Platz den Polen. Die neueren Schriften ueber das Ostmarkenproblem geben saemtlich zu, dass die durch die staatliche und gesellschaftliche antisemitische Politik bedingte Vertreibung der Ostmarkenjuden ein bedeutsamer Missgriff war, der sich nach drei Seiten bemerkbar machte: 1. Fuer die Entwicklung dieser Staedte, die durch den Verlust von Menschen, von Kapital und von unternehmungslustigen und faehigen Elementen gehemmt wurde. 2. Fuer die deutsche Sache. Der Wegzug von ca. 150 bis 200000 Juden aus den bedrohten Provinzen hat die deutsche Sache um so viel Anhaenger aermer gemacht. 3. Fuer den Staat. Der Jude der Ostmark (wie ueberhaupt in ganz Deutschland) war ein zuverlaessiger Staatsbuerger, auf den in jeder Zeit gerechnet werden konnte. Organisationen ueber Organisationen erwuchsen aus dem reichen Boden der Gebiete rechts der Elbe. Deutsche und polnische Kleinbauern-Genossen- schaften, Vereine der Gutsbesitzer und Gross-Eigentuemer, die zugleich die Zucker- und Spiritusfabrikation besassen, politische Organisationen beider Sprachengemeinschaften, alle aber mit leicht antisemitischen Tendenzen, die durch den in Berlin geborenen Antisemitismus erst voll und ganz durchtraenkt werden sollten. Was dagegen der Jude an Organisation entgegenstellte, war kaum der Rede wert. Er organisierte sich nicht wirtschaftlich, sondern verzichtete darauf, sich in einen Kampf einzulassen, in dem ausser Regierung und Verwaltung auch die breite Masse des Volkes gegen ihn Stellung nahm, und verschwand in die Grossstadt, wo er untertauchen konnte.[1] [1] Die oft zitierten juedischen Vereine haben keinen wirtschaftlichen, sondern einen humanitaeren Charakter. Dadurch ist die unnatuerliche ploetzliche Ueberschwemmung der Hauptstaedte mit Juden bedingt worden. Nicht nur die Jungen und Faehigen kamen; viele, die sich nicht mehr anzupassen wussten, schwemmte die Flut herein. Aeltere Menschen, die ueberall anstiessen, weil sie in dem neuen Beruf nicht mehr von der Pike auf dienen konnten. Neben einer grossen Menge von Begabten und Energischen auch "Luftmenschen", Bassermann'sche Gestalten, labile Charaktere. Aber was das junge Blut anlangt, so kann man leicht zeigen, dass es Deutschland zum Segen gereichte. Deutschland ist der grosse, kraeftige und reiche Staat in hohem Masse auch durch die Mitarbeit der _Juden_ geworden. Bekannt ist deren Mitwirken an der finanziellen Entwicklung. Die Finanzgroessen, die die deutsche _Geldwirtschaft_ und die Grossbanken schufen, waren zum grossen Teil Juden. Das Erstarken unserer finanziellen Kraft liegt in der gluecklichen Ausgestaltung unserer Finanzinstitute. Die Banken sind nach Sombart eine juedische Erfindung. Die Barone Oppenheim sind die Gruender der ersten, der Darmstaedter Bank. Neben den Rothschild's ragen als Eisenbahnkoenige einige juedische Haeuser wie die in Bayern nobilitierten Eichthal und die spaeter in Preussen geadelten Fould's, spaeter Dr. Strousberg und der Baron Hirsch hervor. Das Bankhaus Mendelsohn hat heute noch seine nahen Beziehungen zu den massgebenden Stellen des Reiches, und der Chef der Firma Bleichroeder ist der Oeffentlichkeit populaer geworden, weil er Bismarck zu der hohen franzoesischen Kriegsentschaedigung von 5 Milliarden in Gold zu bewegen wusste. Auch die modernen Finanzgroessen, die Leiter unserer wichtigsten Institute, zaehlen Juden an erster Stelle auf. Wir erinnern an die von Cohn, von Wassermann, Fuerstenberg, Speyer-Ellissen, von Schwabach, Goldberger . . . Die Arnold, Berliner und Deutsch sind Namen, welche in der neudeutschen Wirtschaftsgeschichte einen guten Klang besitzen. Hagen-Koeln (frueher Levy geheissen) war wohl einer der Maenner, welcher in dem Aufsichtsrat der groessten deutschen Gesellschaften den maechtigsten Einfluss besessen hat. Juden haben in Hamburg die _Strumpfindustrie_, in Fuerth das _Spiegelglas_, im posenschen die _Schnapsbrennerei_ grossgemacht. Wir treffen sie auch als Grossindustrielle in der _Seiden_fabrikation. Neben unseren vortrefflichen Geldinstituten haben uns vor allem unsere grosszuegigen Wollfirmen die Kriegfuehrung erleichtert. Der deutsche _Woll- und Baumwollmarkt_ ist von Juden geschaffen und auf die Hoehe gebracht worden, die er heute einnimmt, wie wohl kein Kenner der Verhaeltnisse bestreiten wird. Unter den vielen Tuechtigen verdienen hier die Gebrueder Simon namentliche Erwaehnung. An den grandiosen Woll- und Baumwollhandel konnten sich die zahlreichen, vielfach juedischen, Textilfabriken anlehnen. Die bluehende deutsche _Konfektion_ ist quasi eine juedische Domaene. Daneben erinnere ich an den Leipziger _Rauch_markt. Wer die beruehmte Pelzmesse kennt, weiss, dass juedischer Fleiss und Erwerbsfreudigkeit hierin Deutschland eine erste Stelle in der Welt schuf. Die grossen "_Felljuden_", welche unsere Lederindustrie mit ausbauten (z. B. Adler-Oppenheimer), und die _Stiefelkoenige_ sind bekannt. Den Neid aller Voelker, den Stolz Deutschlands bedingte unsere so rasch, fast ueber Nacht zu grandioser Groesse entwickelte _Handelsflotte_, die auch in Kriegszeiten dem Reiche ihre Dienste leiht. Der Schaffer der Hamburg-Amerika-Linie aber ist der viel genannte _Ballin_. Seine Bedeutung fuer die Entwicklung Deutschlands wird einst die Geschichte zu wuerdigen haben. Der Vater der _elektrochemischen_ Industrie war der juengst verstorbene Rathenau, der Schoepfer der A.E.G. Sombart behauptet, dass auch die Siemens und Halske-Werke erst den Wettkampf um die Vormachtstellung der deutschen Industrie in aller Welt aufnehmen konnten, als der juedische Direktor Berliner an leitende Stellung trat. Aber nicht nur in friedlichen Zeiten bedang die A.E.G. Deutschlands Ruhm und Groesse. In unserm Kriege haben sie Bedeutendes geleistet, wenn es jetzt auch noch nicht Zeit ist, darauf naeher einzugehen. Viel geschmaeht worden ist die Arbeit der Juden auf dem Gebiete der _Waffen-_ und _Munitionsfabriken_. Wie vereinzelte Sozialdemokraten die Wichtigkeit der Kruppwerke und ihre vaterlaendische Rolle missverstanden und vor der breitesten Oeffentlichkeit verunglimpften, so wusste seinerzeit Ahlwardt den grossen _Loewe_konzern zu verdaechtigen. Aber die "Juden"flinten, die Maschinengewehre und alle die Waffen, welche unsere Heeresleitung von diesen Unternehmungen beziehen konnte, waren letzten Endes nicht bedeutungslos. Der Nur-als-Kraemer und Schacherer verschriene Jude hat dem Reich zu Kriegsbeginn wertvolle Staetten zur Verfuegung stellen koennen: Angefangen von dem reich ueberfuellten Wollmarkt, von den Handelsschiffen, welche die Flotte stuetzten, bis zu den Fabriken, die direkt oder indirekt dem Heere alle Mittel moderner Kriegsfuehrung lieferten. Wenn wir an die treue Mitarbeit juedischer Firmen in der _Maschinentechnik_ anknuepfen, dann duerfen wir als deutsche Unternehmungen von Weltgeltung herausgreifen die _Orenstein und Koppel_ A.G., (Kleinbahn- und Baggerfabrikanten), die Mannheimer _Ladenburgs_, die Nuernberger _Bings_. Selbst Erzschuerfungen (Hirsch und Beer-Sondheimer-Kupfer) werden von ihnen inauguriert. Caesar Wollheim, v. Friedlaender-Fould sind in 'Kohle' bekannt. Neben der Wichtigkeit des Materials und der Arbeitsstaetten ist es Geheimrat Haber, der durch die kuenstliche Gewinnung des Stickstoffes erst die ganze deutsche Munitionserzeugung gewaehrleistete, und der (nach Davis Trietschs Broschuere, "Juden und Deutsche: Eine Sprach- und Interessen- gemeinschaft"[2]) juedischen Eltern entstammt. Auf solche Koepfe kann die deutsche _chemische_ Wissenschaft stolz sein. Wie ja ueberhaupt die chemische Industrie Deutschlands Groesse in der Welt mitgeschaffen hat. (Es sei u. a. auch des juedischen chemischen Industriellen _Gans_ gedacht, dessen Sohn uebrigens auf dem Gebiete der Luftschiffahrt und der Ballontechnik Bedeutung hat.) [2] Verlag R. Loewit, Wien 1915. Auch sonst waere noch viel aufzufuehren. Wir koennten manches ueber andere Wirtschaftskomplexe hier anfuegen, so vom Tabakmarkt, von dem Sombart behauptet, dass Juden die Tabakindustrie in Deutschland einfuehrten. Ebenso wie in der modernen Zigarren- und Zigarettenfabrikation halten Juden den Wettbewerb als Uhren-, Sekt- und Schokolade-Fabrikanten und als Getreideimporteure usw. usw. Wir wollen nicht ermueden. Die Reichtuemer, die einzelne Juden sich erwarben, waren nicht unverdient. Sie sind bedingt dadurch, dass Deutschlands Handel und Wandel zu der Groesse gefuehrt wurde, die den Neid der fremden Voelker erregte, aber damit auch unserem Lande die Moeglichkeit gab, auch auf dem wirtschaftlichen Felde den allgewaltigen Kampf gegen die Unmenge von Feinden so siegreich zu bestehen. Auf dem Zeitungsgebiet zeigten die _Mosse_, _Ullstein_, _Sonnemann_ (Frankfurter Zeitung) ihre Tatkraft und schufen, trotzdem ihre Blaetter als "verjudet" verschrien wurden, gewaltige Betriebe. _S. Fischer_ ist der bedeutendste literarische Verleger, _Reinhardt_, der _Buehnentechniker_, welcher dem modernen Theater reiche Impulse verlieh, ist gleichfalls Jude. Als _Antiquitaetenhaendler_, _Numismatiker_, als _Sammler_ jeder Art haben die Juden den deutschen Ruf in der Welt mitbegruendet. Besonders stark angefeindet wurden sie in der Wissenschaft. Um auf diesem Gebiete ihr Koennen einigermassen zu belegen, muessten wir allein ein dickes Buch schreiben. Aber ein paar Beispiele duerfen wir wohl geben. So ist in der Medizin die Lehre der _sexuellen Krankheiten_ durch drei Juden -- _Neisser_, _Ehrlich_, _Wassermann_ -- in grandioser Weise gefoerdert worden. Neisser, der Entdecker des Gonokokkus, Wassermann, der feinsinnige Schaffer des luetischen Blutnachweises, und Ehrlich, welcher eine moderne Waffe gegen die Syphilis schmiedete. Die _Juristen_ sprechen von den Begruendern der deutschen Rechtswissenschaft, von _Staub_ und _Dernburg_ mit all der Hochachtung, die man diesen kaum vorenthalten duerfte. Die _Sprachwissenschaften_ (die _deutsche_ z. B. vertreten durch _Mauthner_) schaetzen die juedische Mitarbeit; _Statistik_, _Nationaloekonomie_, _Chemie_[3] sind wie _Literatur_, _Musik_ und andere kulturelle Gebiete durch deutsche Juden befruchtet worden. Auf _Schachturnieren_ (Lasker, Steinitz, Zuckertort, Tarrasch), aber auch auf den olympischen Spielen, am Turf und auf gefahrvollen Expeditionen bewaehrten sich Juden. _Emin Pascha_ hiess einst Schnitzer, ein bedeutender Arabien-Forscher war _Glaser_, als einer der ersten wirkte in deutschen westafrikanischen Schutzgebieten und erlag dort der Malaria: Dr. _Kaiser_. . . . [3] Der letzte Nobelpreis fuer Chemie fiel nach Deutschland. Sein Traeger wurde eine allgemein anerkannte chemische Autoritaet; der Nachfolger Bayers in Muenchen, der Vorstand des dortigen staatlichen Laboratoriums, Geh. Rat Professor Willstaetter. Die antisemitische Bewegung, die vor dreissig Jahren gegen die Juden entstand, ist dadurch erklaerlich, dass von den vielen hervorragenden Verdiensten deutscher Juden viel zu wenig bekannt wurde. Die politische Geschichte uebergeht die Abstammung des ersten deutschen Reichstagspraesidenten von Simson, der seinem Koenige mehrfach die Kaiserkrone antrug. Das damals als Musterlaendle gepriesene Baden hatte einen nicht einmal getauften Finanzminister: Ellinger. Das waren einzelne Personen, die ihr Bestes fuer das Werden des Reiches einsetzten. Schon in den 40er Jahren waren es juedische Dichter in der Sturm- und Drangperiode, welche fuer Einheit und Fortschritt eintraten. Berthold Auerbach und Andere, deren Namen heute vergessen sind, mussten wegen ihrer Zugehoerigkeit zu alldeutschen Burschenschaften hinter Kerkermauern dafuer buessen, dass sie fuer ein geeintes Deutschland agitierten. Bedeutender zeigt sich aber die Mitwirkung juedischer Elemente bei der Ausgestaltung des deutschen _politischen_ Lebens. Kein Volk der Welt hat ein so gut fundamentiertes Parlament, in dem so ueberzeugungstreue Parteien sitzen, die nicht nach Laune, nach persoenlichen Vorteilen stimmen, sondern die -- oft viel zu sehr -- nach theoretischen Ueberlegungen und prinzipiellen Anschauungen den Fragen naehertreten. Kein Abgeordnetenhaus hat sozialer und menschlicher gearbeitet. An ihren Fruechten kann man am besten nicht nur die Baeume, sondern auch die Parlamente erkennen. Unsere _konservative_ Partei feiert als einen ihrer Mitbegruender Stahl; Lasker und Bamberger schufen die _liberale_ Partei; Marx und Lassalle standen an der Wiege der _Sozialdemokratie_, die in Singer, Haase, Bernstein und Frank mit ihre besten Fuehrer fand. Da wir noch keine Abhandlung ueber die juedische Mitarbeit an der Entwicklung Deutschlands in der neuesten Zeit besitzen, so war es wohl nicht unangebracht, sie mit einigen Beispielen zu belegen. Aehnlich wie _Deutschland_ in der _Welt_, so machten sich die _Juden_ in _Deutschland_ "unliebsam bemerkbar". Der Umwelt erschienen einst die deutschen Waren als "billig und schlecht", die aufbluehende deutsche Flotte war den Englaendern, die als handeltreibendes Seevolk ein Monopol anstrebten, eine freche Konkurrenz, die deutsche Beteiligung in der Weltpolitik kam den Englaendern als Aufdringlichkeit vor, selbst wenn sie noch so zurueckhaltend war. Dazu kamen noch historische Vorurteile, von welchen z. B. besonders die Franzosen nicht loskamen. Das Geschrei der Gasse umnebelte selbst intelligente Englaender, Franzosen, Italiener, Amerikaner, Rumaenen, Russen. Auch in der neutralen Welt gibt es leider tuechtige Menschen, die sich alle Fabeln ueber die Unkultur der Deutschen, ueber die Eroberungssucht des Kaisers und seines Volkes zueigen machten. Geradeso hat man oft von den Juden gesprochen. Man hat sie des Mangels an Kultur und an Redlichkeit geziehen und all des Schlechten, was man den Deutschen heute nachsagt, beschuldigt. Wollten sie beim Militaer Karriere machen, dann hinderte man sie daran; wenn daraufhin wieder Manche keine sonderliche Lust am Dienste hatten, hielt man es ihnen wieder vor. Wurden sie reich, dann erweckte das Eifersucht; war irgendwo ein unbedeutender Jude, dann wurde daraus der Schluss gezogen, dass der Jude ueberhaupt unfaehig ist. Es ist wirklich ueberraschend, wie aehnlich das Eintreten Deutschlands in der grossen Welt, und das Emporsteigen der Juden in Deutschland von der Aussenwelt gewertet werden. Wir sehen es ja in unserer Zeit, wie nichts zu plump ist, um geglaubt zu werden, wenn ein Volk neidisch ist. An diesen Instinkt appellierten auch die Antisemiten. Der Jude, der die deutsche Sozialdemokratie mitschuf, soll an den Auswuechsen des Kapitalismus schuld sein, bloss weil findige Koepfe, wie die Tietz, Wertheim, Jandorf, Israel, den Fabrikbetrieb, das Maschinelle auch in den Kleinverkauf einfuehrten und das Warenhaus schufen.[4] Und wie einstmals die Handweber die Fabriken stuermten und die Maschinen zertruemmerten, so kaempften die kleinbuergerlichen Kaufleute und Handwerker gegen die Riesenunternehmen, und verwechselten Person und Sache. Wer diese modernen Erfinder hasste, wurde Antisemit. [4] Den "kleinen" Mann haben aehnliche Entwicklungstendenzen in den meisten Faellen an die Wand gedrueckt. Grossbaeckereien, Grossschlaechtereien, Waeschereien, Restaurationsbetriebe im grossen, mit und ohne Filialen sind aehnliche Erscheinungen wie das Warenhaus, welche die selbstaendigen Handwerker und Kleinbetriebe in ihrer Existenz bedrohen. Wie _Deutschland in der Welt ueberall auf Neider stiess, so fand auch der Jude in Deutschland ueberall missguenstige Seelen_. Wie beschraenkt diese waren, geht schon daraus hervor, dass sie durch den Antisemitismus alle sozialen Fragen und Schaeden zu loesen glaubten. Die antisemitische Literatur ist zwar recht armselig, aber Deutschland hat das traurige Verdienst, diese "Wissenschaft" in der Hauptsache geschaffen zu haben. Die anderen Laender, die sich vielfach viel laenger und viel ungenierter in der Bedrueckung ihrer lieben Juden ueberboten, bekamen leider von Deutschland neue Impulse. Die Pamphlete der Ahlwardts gingen in alle Welt und richteten ausserhalb der schwarz-weiss-roten Grenzpfaehle, besonders auch in Oesterreich, erschreckendes Unheil an. Noch vor kurzem hat der grosse Staat Russland den Juden einen Ritualmordprozess gemacht, nachdem vorher Oesterreich und Deutschland ihre Ritualmordhetze gehabt hatten. Noch schmachtet in oesterreichischen Kerkermauern ein wegen eines "Ritualmordes", -- wie alle Juristen beteuern, unschuldig -- verurteilter armer Jude: Leopold Hilsner. Keine Luege war den Antisemiten zu niedrig -- man lese nur ihre Buecher -- keiner ihrer Fuehrer zu -- bedenkenfrei. Meist waren sie recht dunkle Ehrenmaenner. Aber das Gift, das sie verstreuten, trug dennoch eine reiche Saat. Ein Mann beteiligte sich dabei, dessen Schriften man nicht so ohne weiteres mit denen der anderen vergleichen darf: Houston Stewart Chamberlain. Chamberlain hat zwar neuerdings einiges Wasser in seinen Wein gegossen. Er hat erklaert, seine frueheren Behauptungen gegenueber den deutschen Juden[5] nicht aufrecht zu erhalten. Chamberlain ist ein so massloser Chauvinist, dass er selbst Christus als Germanen reklamieren zu muessen glaubte. Er, der noch vor kurzem allen Germanen, auch den Englaendern, Lob sang, hat nun ein Pamphlet losgelassen, fuer das es kaum ein Wort der Entschuldigung gibt. Als geborener Englaender durfte er nie und nimmer in der Weise das Nest beschmutzen, dem er entstammte. Es gibt nichts Veraechtlicheres, als wenn Renegaten dem Volke, dem sie entstammen, in solcher Weise seine Fehler vorhalten. Wenn sie, die die Schwaechen am besten kennen, sie zusammenstellen, uebertreiben und daraus ein Urteil faellen. Wenn wir nach der Methode Chamberlains dozieren wollten, muessten wir zu dem Schlusse kommen: Alle Englaender taugen nichts. Der Englaender ist so und so. Also ist auch Houston Stewart Chamberlain . . . So aehnlich wurde naemlich nach H. St. Chamberlain ueber den semitischen Geist, ueber den Juden im allgemeinen und im besonderen geurteilt, selbst wenn er -- weit mehr als Chamberlain, der die deutsche Kultur erst seit einiger Zeit genossen hat -- seit _Jahrhunderten_ Anteil an allen Guetern deutschen Geisteslebens genommen hatte. [5] Das erklaert er _heute_, nachdem die Rassenverhetzung den Juden das Leben auf Schritt und Tritt verekelt hat, nachdem seine voreilige Behauptung gegen die Juden die christliche Naechstenliebe bedingungslos aus Hunderttausenden zu Gunsten des Hasses gegen alle Anhaenger des mosaischen Glaubens getilgt hat. Nein, "der Jude" in Deutschland war zum Teil tuechtig und faehig, zum Teil faul und indolent. Er war auf der einen Seite ein stiller Mann der Wissenschaft, der nach dem Muster des genialen Spinoza, Marx und vieler anderer, die ohne nach der Anerkennung der Oeffentlichkeit zu lauern, in stillem Kaemmerlein ihre Werke schufen.[6] Es gab aber auch Eintagsgroessen, die sich kaum von Charlatanen unterschieden. Maezene und Volksfreunde hat es unter den Juden gegeben, die ihr Vermoegen dem Fortschritt hingaben, ohne dass es die Menge erfuhr. Keine ideale Bewegung existiert, die nicht an den Juden reiche Foerderer hat: fuer Frauenrechte, fuer Kinderschutz, fuer die Waisen, Arbeitslosen, Blinden etc., die Bestrebungen fuer die Abstinenz, fuer Friedenspropaganda, fuer Vegetarismus, fuer alte Buehnenkuenstler, fuer alle Kuenste, -- der Jude hat seine Person, sein Ansehen und nicht zum mindesten sein Geld jederzeit guten und idealen Zwecken zur Verfuegung gestellt. [6] So hat der auf dem Felde der Ehre gefallene jugendliche Komponist, Kriegsfreiwilliger Walter _Asch_, wie eine Muenchener Zeitung meldet, in allzu grosser Bescheidenheit als seinen letzten Willen hinterlassen, dass seine Werke nicht gedruckt werden duerfen. Der Jude, der so sehr fuer jeden sozialen Fortschritt zu haben war, der auf Grund alter historischer Gewohnheiten fuer den Ruhetag in der Arbeitswoche, fuer das Angestelltenrecht etc. eintrat, der sich stets fuer Freiheit einsetzte, wurde den Massen als Ausbeuter schlimmster Sorte, als soziales Hemmnis hingestellt. Vergeblich sein Eintreten fuer alle demokratischen Ideale, fuer individuelle Freiheit, fuer internationale Verstaendigung. Wie der wirtschaftliche Neid nicht nur den Blick truebt, sondern fast blind macht, sehen wir jetzt ja an den Englaendern. Diese Gewaltsmacht, die so oft ganz real die Verhaeltnisse beurteilte, schilt die Deutschen Barbaren, waehrend sie ihr Heer zusammensetzt und sich verbuendet mit Hunderttausenden von Negern, Indiern, Zuaven, Tscherkessen, Kosaken, Kalmuecken und allen schiffbruechigen Existenzen der neuen und alten Welt. Dieses fuer Geld geworbene Analphabetengesindel soll das Vorkaempfertum der Kultur sein! Die Englaender, die am laengsten den Sklavenhandel geduldet, nein gezuechtet hatten, die in Suedafrika die Burenfrauen mordeten, in Aegypten die Vertraege brachen und die Indier verhungern liessen, sind mit Recht als Heuchler an den Pranger gestellt worden. Bei den Franzosen gelten _alle_ Deutschen als Boches, als Verbrecher und als Schweine. . . . Dieser Weltkrieg, an dem 10 Millionen Juden beteiligt sind und schwere Opfer bringen, darf nicht voruebergehen, ohne dass das von Antisemiten getragene absprechende Urteil ueber sie in Acht und Bann getan wird. Ein Urteil, das ebenso unberechtigt ist wie das der Entente-Maechte ueber die Deutschen. Nicht nur, weil ein praechtiges Kaiserwort das gehaessige Treiben der Rassen- und Religionsschnueffler fuer die Dauer des Krieges unterband, sondern weil Deutschland und die Welt einsehen muss, dass die Behauptung der Minderwertigkeit Andersgearteter allzuoft nur eine billige, ueberall gehandhabte Waffe des _Neides_ ist. Und so unterstreichen wir nochmals die Tatsache: Dass der Jude am Gemeinwohl, am Fortschritt, an der Entwicklung Deutschlands freudig teilgenommen hat, kann kein objektiv denkender Mensch bestreiten. Ob er als Buergermeister von Posen[7] oder als Stadtrat von Berlin[8] oder Frankfurt, oder im Ehrenamt, oder als Waehler einer Gemeinde seine Pflicht erfuellen konnte, -- als der Abkoemmling einer alten Kulturrasse interessierte ihn alles oeffentliche Leben. Die Staedte, in denen die Juden seit langem wohnen und eine gewichtige Stimme haben, sind nicht schlecht damit gefahren. Das reiche Frankfurt blueht, Nuernberg, Fuerth entwickeln sich ueberaus rasch, Hamburg gedeiht. Die neueste Wissenschaft hat den Juden mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen. _Sombarts_ Arbeiten zeigten die Bedeutung der Juden. Es ist ziemlich gleichgueltig, ob die Juden Handel und Wandel in die Orte bringen, wohin sie kommen, oder ob sie ihn mit zur Bluete bringen. Jedenfalls ist dort Entwicklung, wo sie unbedrueckt leben koennen. [7] Witting (Witkowski). [8] z. B. Cassel. Ausserdem hat eine ziemlich starke Verschmelzung des Adels mit der deutsch-juedischen Geldaristokratie, die uebrigens auch ca. 100 geadelte Familien zaehlt, stattgefunden. Ebenso ist in den besten buergerlichen Kreisen vielfach eine Vermischung eingetreten. Solchen Familien entstammte z. B. Dernburg, der bekannte Kolonialpolitiker, Heyse, der Schriftsteller, der Admiral Bendemann, andere fuehrende Maenner sind mit Juedinnen verheiratet.[9] [9] So sind z. B. die Nachkommen der bekannten juedischen Gelddynastien Gumpert und Heine aus Hamburg mit dem deutschen und internationalen Hochadel verschwaegert, ebenso wie die als Rennstallbesitzer geschaetzten v. Oppenheimer aus Koeln, v. Weinberg aus Frankfurt, die Bernstein-Becker aus Koenigsberg, v. Hirsch-Gereuth aus Muenchen. Urspruenglich juedisch waren folgende nobilitierte Familien: v. Ukro, v. Oppenfeld, v. Renard, v. Mossner, v. Schwanenfeld, v. Halle, v. Loewenthal u. a. *Die Juden im Kriege.* Obwohl nachweislich viele juedische Burschenschafter fuer das schwarz-rot-goldene Band gekaempft und gelitten hatten, obwohl in der Mitte des 19. Jahrhunderts einzelne juedische Burschenschafter an der Spitze der Verbindungen standen, erklaerte 50 Jahre spaeter der Weidhofener Verband der deutsch-oesterreichischen Burschenschaften alle Juden insgesamt fuer jeder Ehre bar und verweigerte jedem Juden die Satisfaktion, also auch denen, die bis kurz vorher als alte Herren dem Verband angehoert hatten. Dieselbe Ueberhebung, die ein anderer grosser studentischer Verband zeigte, als er Naumann und andere hoechst ehrenwerte deutsche Politiker wegen 'sozialistischer' Tendenzen ausstiess, veranlasste geistesverwandte junge Leute, die Juden in Bausch und Bogen zu verdammen. Semper aliquid haeret. Noch hinkt die Verleumdung, die Beschmutzung, die Verdaechtigung uns nach. Auch dem juedischen Soldaten. Der Jude hat sich als Soldat bewaehrt. In allen Kaempfen der letzten Jahre haben sich Juden bewaehrt. Die Bulgaren und Tuerken haben sie im vorletzten Krieg vielfach geruehmt. Selbst im antisemitischen Rumaenien ist ein juedischer Oberst (Brociner), der sich im Krieg 1878 auszeichnete, der Kommandeur der Leibgarde und des Koenigl. Schlosses. In Oesterreich sind Juden kommandierende Generale, in Italien war der fruehere Kriegsminister Ottolenghi Jude und schon Napoleon hatte juedische Heerfuehrer. In den deutschen Freiheitskaempfen gab es viele freiwillige juedische Vaterlandsverteidiger, einige erhielten auch den Offiziersrang. Auch spaeter konnten Juden, hauptsaechlich anno 1870, Offiziere werden; aktive Offiziere standen nur in Bayern, ungetaufte Juden waren hier hauptsaechlich Reserveoffiziere und aktive Militaeraerzte, ein Jude brachte es einige Jahre vor dem Kriege bis zum Major.[10] [10] In Bayern gibt es jetzt aktive juedische Majore und Oberstabsaerzte, erstere etwa fuenf, von letzteren, soviel bekannt wurde, sieben. In Oesterreich haben sich Juden als Generale ausgezeichnet; aktive Offiziere gibt es einige Hundert. Nach Bloch's "Oesterreichische Israel. Wochenschrift" haben sehr viele waehrend des jetzigen Krieges ein glaenzendes Avancement erfahren. Eine soeben erschienene Broschuere Ludwig Geiger's "Deutsche Juden und der Krieg", die mir bei der Korrektur vorliegt, bringt genauere Zahlen ueber die Beteiligung der deutschen Juden an den Kriegen des XIX. Jahrhunderts. Hardenberg anerkannte danach schon am 4. 1. 1815: "Die jungen Maenner juedischen Glaubens sind die Waffengefaehrten ihrer Mitbuerger gewesen, und wir haben unter ihnen Beispiele des wahren Heldenmutes und der ruehmlichen Verachtung der Todesgefahr aufzuweisen, sowie die Einwohner Berlins, namentlich auch die Frauen, in Opfern jeder Art sich den Christen angeschlossen haben." Eine Denkschrift der Regierung Preussens vom Jahre 1847 ermittelte das Verhalten der Juden als Soldaten und stellte fest, dass die Juden in den Freiheitskriegen wie im Frieden den uebrigen Truppen nicht nachstanden. Im Kriege stellten sich nun erfreulicherweise viele Kommandeure auf den Standpunkt, den einmal der leider auf dem Felde gefallene Hauptmann von Treskow also praezisierte: "Wenn wir die Juden prinzipiell nicht befoerdern, duerften wir ihre Dienste auch nicht in Anspruch nehmen". Nach Schaetzungen werden jetzt ueber 900 Juden als Offiziere, ungerechnet die Militaeraerzte, im Felde stehen. Viele sind wegen besonderer Tuechtigkeit befoerdert worden, das "Hamburger Israel. Familienblatt" stellte schon ueber 20 Traeger des Eisernen Kreuzes I. Klasse fest (z. B. der Flieger Frankl, der Reichstagsabgeordnete Haas), darunter waren alle Waffengattungen vertreten. Auch bei der Marine und in den Schutztruppen haben sie sich ausgezeichnet. Nach dem Kriege werden die Ziffern insgesamt zur Verfuegung stehen. Das in Breslau erscheinende "Juedische Volksblatt" hat die Namen veroeffentlicht, die bestimmt dem Judentum angehoeren. Darnach haben bis zum Herbst 1915 knapp 5000 Juden (also fast 1% der gesamten deutschen Judenheit!) das Eiserne Kreuz erhalten, von ueber 3000 Juden konnte namentlich festgestellt werden, dass sie den Heldentod fuers Vaterland gefunden. Leider kann diese woechentliche Zusammenstellung nicht den Anspruch auf Vollstaendigkeit erheben. Da die juedische Jugend, soweit sie nicht gedient hatte, gleich zu Beginn des Feldzuges freiwillig in grosser Zahl (-- es waere sehr interessant, wenn die Heeresverwaltung diese Ziffer veroeffentlichen wuerde --) sich stellte, sind die Verluste sehr stark.[11] In allen juedischen Jugendvereinen wird diese Tatsache festgestellt. So ist z. B. in der juedischen Turnerschaft eine Kriegssterblichkeit, die sich in den einzelnen Untervereinen bis 33% der Mannschaften (wie z. B. bei dem Ruderklub 'Ivria') stellt. Die meisten Turn- und Sportvereine der juedischen Turnerschaft mussten zu Beginn des Krieges ihren Betrieb aufgeben, da alle Mitglieder zu den Fahnen eilten. [11] Die "Leipziger Neuesten Nachrichten" konstatierten, dass die in Deutschland lebenden Juden, gleichviel welcher Staatsangehoerigkeit, in grosser Zahl freiwillig zu den Fahnen eilten. Die Mitglieder der juedischen studentischen Verbindungen stellten gleichfalls viele Freiwillige. Von den 2000 Mitgliedern des K. C. (Kartellkonvent) und des K. J. V. (Kartell juedischer Verbindungen) rueckten fast alle aus; ein Drittel davon als Kriegsfreiwillige. Sehr zahlreich war auch die Beteiligung freiwilliger juedischer Aerzte. Nach einer Statistik betraegt die Verlustliste bei den juedischen Aerzten schon ueber Hundert. Auch der juedische Arzt hat an der Front und im Seuchenlazarett seinen Posten ausgefuellt. Der tapfere juedische Soldat und Offizier verschwindet oft in der Menge. So glaubte man z. B. allgemein nicht, dass der einzige Soldat, der bei meinem Regiment das Eiserne Kreuz I. Klasse im Jahre 1914 besass, ein Jude war (der spaeter als Leutnant gefallene Gottfried Sender, Lehrer an einer juedischen Mittelschule, welcher es im Frieden knapp bis zum Gefreiten bringen konnte). Vielfach ist aber die Tuechtigkeit des juedischen Vorgesetzten und Soldaten von hohen Offizieren anerkannt worden. Exempla docent. Die ueberaus grosse Zahl von Befoerderungen, Dekorationen etc., ueber die sich jeder, namentlich z. B. im "Hamburger Israelitischen Familienblatt" informieren kann, gibt die beste Gewaehr. Der oesterreichische Thronfolger hat oftmals Gelegenheit genommen, sich dahin auszusprechen, dass der persoenliche Mut und die Zuverlaessigkeit des juedischen Soldaten durch diesen Krieg aufs neue bewiesen wurden.[12] [12] Ueberall ist die Tapferkeit der Juden anerkannt worden. Prinz Fuad, der Fluegeladjutant des tuerkischen Sultans, hat dem offiziellen ungarischen Pressevertreter folgende Erklaerung abgegeben (in der deutschen Presse im Jued. Echo, Muenchen, Nr. 27, 1915, wiedergegeben): "Die juedische Legion, welche auf den Dardanellen operiert, verrichtet wahre Wunder. Der Kommandant der Legion, ein tuerkischer Jude, bekam den Hauptmannstitel und eine Auszeichnung. In den uebrigen Militaerteilen kaempfen die Juden mit andern zusammen ausgezeichnet. Die tuerkischen Militaerbehoerden machen daher keinen Unterschied zwischen juedischen und nichtjuedischen Soldaten. Das Gleiche kann hinsichtlich der juedischen Zivilbevoelkerung gesagt werden, welche im jetzigen schweren Moment opferwillig dem Lande hilft, soviel sie nur vermag. Die juedischen Bestrebungen in Palaestina sind gut bekannt; niemand zweifelt an dem Patriotismus der tuerkischen Juden". Und Gustav Herve sagt ueber die viel geschmaehten russischen Juden -- welche ein eignes Regiment gebildet hatten und in den erbitterten Fruehjahrskaempfen bei Arras fielen -- bei Gelegenheit der Veroeffentlichung von Briefen gefallener Juden der juedischen Fremdenlegion: "Held Litwak -- du, dessen herrlicher Brief, geschrieben am Tag deines ruhmvollen Todes bei Carency an der Seite von 2000 Mitjuden, ich unlaengst abgedruckt habe, vergib diesen armen Sergeanten, die euch monatelang als schmutzige Judenbuben und aehnlich beschimpft haben -- euch, die ohne dazu verpflichtet zu sein, in einem Augenblick edler Begeisterung euer Blut grossmuetig an Frankreich dahingegeben habt, das in euren Augen das Sinnbild aller Freiheit und sittlichen Groesse war." . . . Und das beste Zeichen, wie sehr die Juden freiwillig fuer die Freiheit zu kaempfen wissen, dass gerade die Anfuehrer der polnischen Legionisten fast durchwegs Juden sind: Nach dem Jued. Echo (Nr. 31, 1914, Muenchen) ist der Vorsitzende des Polnischen Nationalen Hauptkomites und der Legionen ein Jude namens Mosche Scherer und ebenso eine ganze Anzahl von Fuehrern der Legion. Ebenso wie der sozialdemokratische wurde auch der juedische Soldat endlich einmal von den Meisten vorurteilsfrei betrachtet und bewertet. Natuerlich gibt es auch Faelle, wo sich Vorgesetzte noch nicht in den Gedanken der Gleichwertigkeit "solcher Elemente" hineinleben konnten. Die ungeheure sozialdemokratische Begeisterung ist nicht zuletzt das Produkt der so oft geschmaehten "inter"-nationalen Denkweise juedischer Fuehrer, mit der man frueher alles Unrecht gegen Juden deckte und erklaerte. Die Fuehrer haben ihren Patriotismus nicht nur durch billige Phrasen dokumentiert, sie sind nicht wie andere Sozialistenfuehrer a la Vandervelde als Wanderredner durch die Lande gefahren, um die Menschen aufzuwiegeln, haben a la Herve billige blutruenstige Artikel geschrieben oder sich als Leutnants, wie D'Annunzio, zu Hause wichtig gemacht. Der Jude _Ludwig Frank_[13], vielleicht der faehigste Kopf in der sozialdemokratischen Partei, trat als einfacher Soldat in Reih und Glied und fiel -- wie er es wuenschte -- als ein einfaches, aber schoenes Beispiel treuer Vaterlandsliebe. [13] Der bekannte Genosse Davidsohn "nur" zweimal verwundet, nunmehr Offizierstellvertreter. Aber nun kam, was nicht kommen durfte. Man hat in vielen Zeitungen ueber den Mannheimer, ueber den Rechtsanwalt, ueber den Sozialdemokraten Frank geschrieben. Man hat bewiesen, dass ein Sozialdemokrat patriotisch sein koenne. Dass er aber ein Jude war, diese Tatsache wurde nach Moeglichkeit verschwiegen. -- Nicht zum Beweis der Tapferkeit und der Vaterlandsliebe wollen wir Frank als Juden registrieren. Es liegt eigentlich eine unglaubliche Verworfenheit des Charakters vor, wenn jemand von einer kulturell so hochstehenden Rasse wie der juedischen, von der Tausende im oeffentlichen Leben wirken, welche alle Kulturstaetten deutscher und anderer Bildung genossen haben, annehmen koennte, dass Mannesehre und Wuerde bei ihnen nicht zu finden waere. Dass man bei allen Nachrufen aber sichtlich vergessen wollte, zu erwaehnen, dass der erste deutsche Volksfuehrer, welcher mit seinem Tode die Treue zur Heimat und zum Staate besiegelte, ein Jude war, ist keine erfreuliche Erscheinung.[14] Ebensowenig wie die Tatsache, dass die Dichter des grossen Krieges, die zuerst verwendet wurden und starben, Juden waren. Wir nennen nur _Zuckermann_, der das wundersame oesterreichische Reiterlied empfand, und _Heymann_, den jungen Koenigsberger Lyriker, sowie den Schlesier Georg _Hecht_. Man hat so oft ueber die billige Poesie, wie sie Literaten hinterm Schreibtisch gewinnsuechtig betreiben, gespottet. Zuckermann, Heymann, Georg Hecht. _Ich kannte die gluehende Begeisterung, die sie mit dem Leben zahlten._ [14] Dagegen unterstreichen z. B. die deutsch voelkischen Blaetter haemisch, dass Haase, welcher den verunglueckten Aufruf veranlasste, _Jude_ sei, was man zu Kriegsbeginn, als er noch in minder unsympathischem Fahrwasser segelte, sorgsam unterliess, bei ihm zu erwaehnen. Eine typische Todesanzeige fuer einen aktiven juedischen Offizier mag hier folgen: Gestern Abend um 1/29 Uhr verschied in der Medizinischen Klinik des Buergerspitals zu Strassburg *Herr Major* *Max Hollerbaum* *Kommandeur des B. Landsturm-Infanterie-Bataillons Passau II Ritter d. Eisernen Kreuzes, d. K. B. Militaer-Verdienstordens usw.* Das Bataillon steht in tiefer Trauer an der Bahre seines ersten Kommandeurs. Durch und durch Soldat, ein vornehmer, ritterlicher, zuverlaessiger Charakter, durch Willenskraft und warmherziges Wohlwollen gleichmaessig ausgezeichnet, war er uns allen vorbildlich auch durch den Heroismus, den er im Kampfe gegen ein langwieriges, schweres Leiden bis zuletzt bewahrt hat. Es war ihm nicht vergoennt, wie an dem Kriege um die Gruendung des Reichs so an dem um seine Behauptung bis zum ehrenvollen Abschluss teilzunehmen. Aber er hat Treue bis zum Tode gehalten, und sein Gedaechtnis wird in hohen Ehren bleiben. Am 27. September 1915. *Fuer das Landsturm-Infanterie-Bataillon Passau II* I. V.: *Hauptmann Freiherr von Pechmann.* Anschliessend mag noch bemerkt werden, dass Major Hollerbaum nicht der einzige aktive juedische Offizier in der bayerischen Armee war. Es gab und gibt noch eine Anzahl solcher. Nachstehend seien nur einige namentlich genannt: Der alte bayerische Kuerassiergeneral Carl Ritter v. Obermayer, Major Isidor Marx (Vater) und Major Maximilian Marx (Sohn), die Majore Orfenau, Friedmann, Henle u. a. Ausserdem gab und gibt es viele juedische aktive Sanitaetsoffiziere, Militaerbeamte und auch untere Chargen. Wie aber war die Haltung der juedischen Bevoelkerung vor dem Ausbruch des Krieges? Die Juden haben sich in allem ueberaus wuerdig benommen. Dass sie als Kaufleute und Bankiers usw. nicht wie die Militaers bestaendig sich um die Militaerangelegenheiten bekuemmerten, ist selbstverstaendlich. Das beruehmte "juedische _internationale_ Grosskapital", von dem soviel gefabelt wird, ist nie in Aktion getreten. Die juedischen Bankiers und die juedischen Kaufleute benahmen sich nicht anders wie die andern Schichten der Bevoelkerung. Ruhig und ernst, wie es der Situation entsprach, als ihre Soehne entweder freiwillig oder als Militaerpflichtige hinauszogen. Reiche Gaben und Spenden flossen allen Instituten von ihnen zu. Und was in der Heimat geleistet werden konnte, wurde getan. Maenner wie Ballin, Rathenau, Riesser ruhten im Kriege nicht. Es ist noch nicht die Zeit, ihrer Verdienste fuer die Volksernaehrung, fuer die Munitionsergaenzung und anderer Dinge zu gedenken.[15] [15] Otto v. Gottberg, die offizioese Feder unseres Kriegsministeriums, schreibt in einem Artikel "D. K. R. A." ueber Rathenau: "Er kam ohne Ruf und Amt, ein Deutscher in Sorge um das Vaterland. Wie wenige ein Kenner unserer Wirtschaft, fuehlte Dr. Walter Rathenau, dass Deutschland einen laengeren Krieg siegreich nur dann ueberstehen koenne, wenn der Staat ohne Saeumen zu organisiertem Sammeln, Sparen und Mehren der fuer die Kriegfuehrung noetigen Stoffe schritt. Der Kriegsminister sah den Mann, den er gesucht hatte. Sankt Bureaukratius schlug wohl unter Protest die Haende ueber dem Kopf zusammen, als der General den Zivilisten, Doktor und Ingenieur mit hoeflicher Geste beim Kragen nahm und im Allerheiligsten der Heeresverwaltung in einen Stuhl setzte mit dem Auftrag, die Kriegs-Rohstoff-Abteilung ins Leben zu rufen." Die Art, wie Rathenau die Aufgabe in achtmonatlichem Wirken loeste, sichert ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte des Wirtschaftskrieges. Die deutschen Juden hatten schon in Friedenszeiten eine zu geringe Vermehrung. Zu viele blieben aus wirtschaftlichen Gruenden oder aus Laune Junggesellen; die vielen Spaetehen der akademischen Kreise und der Kaufleute bedingten einen hohen Prozentsatz kinderloser Ehen. Die, die Kinder haben, begnuegen sich mit zweien. Auf die deutsche Judenheit, welche eine geringere Geburtenziffer als die Franzosen hat, wird der Krieg eine unheilvolle Bedeutung haben. Er raecht die Beschraenkung der Kinderzahl. Die durch Taufe und Mischehe und Kinderlosigkeit geschwaechte deutsche Judenheit weiss, dass dieses elementare Ereignis ihre Reihen noch mehr lichten wird. Alte Familien werden durch den Krieg erloeschen, die deutsche Judenheit wird unendlich geschwaecht und in ihrer Existenz erschuettert aus dem Kriege hervorgehen. Die juedische Jugend zahlte gern die Teilnahme an der deutschen Kulturgemeinschaft mit dem Tode. * Juden im Ausland.* Italien, Frankreich, England sind judenarm. Italien hat nur 40000, Frankreich 120000, England nicht ganz 300000, also alle drei Laender zusammen nicht viel mehr als Preussen. In der englischen Regierung sass vor 35 Jahren ein bedeutender Jude, Lord Beaconsfield, der mit Bismarck eine Verstaendigung der beiden Laender herbeifuehrte. Heute hat im britischen Ministerium nur Lord Samuel ein Portefeuille, das des Postministers, der nur in seinen Angelegenheiten eine Stimme hat. In Italien ist der bekannte Sonnino der Sohn eines getauften italienischen Juden und einer englischen Christin. Ausserdem ist in Italien der Finanzminister Luzzatti Jude, der sich urspruenglich gegen den Krieg aussprach.[16] Das judenreinste Kabinett Russlands traegt die Hauptverantwortung fuer diesen Krieg. Das Land, in welchem die Juden am wenigsten zu sagen haben, hat am staerksten zum Kampf gedraengt. [16] Die Abkunft Barzilais' ist uebrigens nicht sicher auf Juden zurueckzufuehren. In England lag die Entscheidung ausschliesslich bei wenigen Nichtjuden. Bedeutende englische Juden hatten sich gerade in den letzten Jahren fuer eine gegenseitige Annaeherung Deutschlands und Englands bemueht, weil sie instinktiv die Entfremdung der Laender bemerkten.[17] Als der Krieg begann, legten Sir Cassel und Sir Speyer ihre Wuerden nieder. [17] Dafuer hat Ernst Cassel Millionen gespendet, die er dem Kaiser uebermittelte; der einzige Englaender, der sich die Freundschaft der beiden Laender etwas kosten liess und sich ernsthaft darum bemuehte. In Frankreich war das Kabinett wie in Russland und Serbien "judenrein". Die Juden an der Pariser Boerse haben wahrlich keinen Krieg inszeniert. Als der Krieg aber ein fait accompli geworden war, haben einzelne fruehere Deutsche resp. Elsaesser in Frankreich und England aus der Angst fuer ihre Existenz unsympathische Kundgebungen erlassen. Ob sich darunter viele Juden befanden, weiss ich nicht. Ich konnte es nicht erfahren. Der beruechtigte Obermacher der Bethlehem Steel Company, _Schwab_ in Amerika, welcher wohl der anruechigste Typ des Renegaten ist, stammt von wuerttembergischen Eltern, ist nicht, wie deutsche antisemitische Blaetter verleumderisch behaupten, ein Jude. Er ist vielmehr der Nachkomme eines Pfarrers. Wenn in einem Staate eine ziffernmaessig einflussreiche juedische Volkschaft war, die sich fuer den Frieden haette einsetzen koennen, so waere es die Russlands gewesen. An sieben Millionen Menschen, die aber in der Duma nur durch _einen_ Abgeordneten vertreten sind. (Auf diese Juden werden wir noch spaeter zu sprechen kommen.) Sie waren vollkommen machtlos. Der Jude ist nicht, wie das alte, aber abgeschmackte Maerlein der Antisemiten es will, der Brandzuender des Weltkrieges gewesen. Er war ein Freund des Friedens. Er wuerde als Kriegshetzer auch am allermeisten gegen sein Interesse handeln. Der Beamte wird im Krieg durch den Staat hinreichend oekonomisch geschuetzt, der Bauer findet nach dem Kriege immer seinen Grund und Boden wieder. Der Jude aber als Kaufmann hat durch die Unterbindung des Aussenhandels enorm verloren. Bei einer grossen Zahl der juedischen Firmen ist mit einem Schlage der Lohn arbeitsvoller Jahre dahin gewesen. Und nach dem Kriege wird es auch fuer sie des groessten Fleisses beduerfen, um nur annaehernd das wieder zu erreichen, was man vorher an Wirtschaftsbeziehungen besass. Am meisten unter allen Voelkern haben die _Juden in Oesterreich_ gelitten. Die Besetzung Galiziens und der Bukowina stuerzte 800000 Juden ins Unglueck. Der ruthenische oder polnische Bauer wurde von der russischen Regierung mit aller Schonung behandelt. Gegen den Juden ist man jedoch mit aller Niedertracht verfahren, die man sich denken kann. Der Bauer hat sein Heim, seine Ernte, seinen Verdienst behalten. Der galizische Jude ist --, wenn er nicht gar nach Sibirien transportiert wurde, -- zum armseligen Bettler geworden. Sein Haus, seine Ware, sein Geld vernichtet, er selbst brotlos und heimatlos. Man lese darueber das Buch Segels "Der Weltkrieg und das Schicksal des juedischen Volkes"[18] -- und man wird das Gruseln dabei lernen. [18] Verlag Stilke, Berlin 1915. Eines der auch amtlich nachgewiesenen Ereignisse moechte ich hier zur Probe nach der Schilderung Benjamin Segels wiedergeben: "Im 16. Jahrhundert pflegten sich die Kosaken im Kampfe gegen Polen eines von den Tataren entlehnten Kriegsmittels zu bedienen: wenn sie eine Festung stuermten, trieben sie mit Lanzenstichen und Gewehrfeuer Gefangene vor, die Saecke voll Erde auf den Schultern trugen und unter dem Kugelregen ihrer eigenen belagerten Landsleute die Laufgraeben um die Festung ausfuellen mussten, wobei sie unter der Last begraben wurden. Diese unmenschliche Sitte ist aus dem Kriege zwischen zivilisierten Voelkern verschwunden. Die Japaner haben nur oftmals gegen die russische Feldarmee Viehherden vorgetrieben, die das heftigste Feuer auffingen. Die Russen aber haben in Galizien aufs neue den Brauch eingefuehrt, Menschen, wehrlose Menschen zu diesem Zwecke zu gebrauchen. Nicht etwa Gefangene, sondern Nichtkaempfer, Greise, Frauen und Kinder. Vor _Nadworna_ im Suedosten Galiziens geschah das Furchtbare. Die Russen brachten _eintausendfuenfhundert juedische_ Familien zusammen und trieben sie vor die oesterreichische Front, waehrend sie selber hinterdrein vorrueckten. Die menschliche Sprache hat keine Worte, um das Grausame dieser Untat auch nur annaehernd zu kennzeichnen." -- Bekannt sind die Befehle russischer Kommandanten, von denen ich z. B. den des Etappenkommandeurs von Krosna, vom 10. Maerz, wiedergebe: "Fuer jeden Fall, in dem die deutsche oder oesterreichische Regierung jemanden aus der nichtjuedischen Bevoelkerung bestraft, sind die Juden verantwortlich. Zu diesem Zweck werden juedische Geiseln mitgenommen und fuer jeden Nichtjuden wird man zwei Juden umbringen." Das Stockholmer Blatt "Sozialdemokraten" konstatierte: Jeder russische General, der eine Niederlage erleidet, schiebt die Schuld einfach auf -- die Juden in dem Gebiete, wo er ist. Die Juden wurden zu Zehntausenden ausgewiesen: auf lose Angebereien wurden sie erschossen und erhaengt. Und in _Russland_? Die russischen Juden duerfen, das ist in Deutschland kaum bekannt, nur in den westlichen polnischen, litauischen und bessarabischen Provinzen Russlands wohnen und auch hier nicht auf dem Lande, sondern nur in den Staedten. Sie sind vom Ackerbau abgeschlossen, Bodenerwerb ist ihnen streng untersagt. Kuenstlich hat die russische Regierung alle modernen Bildungsbestrebungen verboten, alle freiheitlichen Regungen unterdrueckt, die idealistische Jugend, die ihre Glaubensgenossen organisieren wollten, die fuer irgend einen Fortschritt kaempften, gefangen gesetzt. Tausende gerade der Faehigsten sind ausgewandert. Amerika nahm allein 2 Millionen dieser unfreiwilligen Emigranten auf. Was blieb, ist ein Torso. Die staendigen Judengesetze und Verordnungen treiben willkuerlich die Juden in gewissen Staedten zusammen. So hat das Jahr 1882 eine masslose Ueberfuellung des Ansiedlungsrayons hervorgerufen. Das polnisch-juedische Ghetto ist ein modernes Kunstprodukt, wofuer die russische Regierung verantwortlich zeichnet. Mit Gewalt haelt die Obrigkeit die juedische Bevoelkerung in Armut, hindert jede hygienische Regung und verbietet alle geistigen Bestrebungen. Es ist unmoeglich, dass die Verhaeltnisse anders sind, als wir sie antreffen, und das antisemitisch absprechende Urteil beruecksichtigt nicht, dass es sich um ein Volk handelt, das in allem geknebelt und entrechtet ist. Der Krieg, der sich im Westen Russlands abspielt, hat naturgemaess die Juden am staerksten betroffen. Hunderte juedischer Gemeinden sind zertreten. Ich habe selbst viele in Polen sowie noerdlich der Weichsel und besonders im Gouvernement Kowno, sowie in Kurland gesehen. Ueber die Lage der Juden in Russland informiert das Buechlein von Kurt _Aram_: Der Zar und seine Juden[19] ("Das juedische Elend in Warschau ist doch noch viel graesslicher als alles andere, was ich sah.") Und Dr. Claus schreibt im Russenheft der Sueddeutschen Monatshefte: "Schon in Friedenszeiten war das Elend unter den Juden gross; wer einmal einen Einblick in die Ghetti Warschaus oder einer litauischen Stadt getan hat, wird das Bild des Grauens so leicht nicht los." [19] Verlag Ullstein, Berlin. Ich will nicht eingehend ueber all das Grauenhafte schreiben, was selbst die russische Zensur in ihren Blaettern bringen liess. Einwandsfreie nichtjuedische Abgeordnete haben in den denkwuerdigen Dumatagen des August das tragische Geschick des juedischen Volkes, das von der Regierung zu allen Zeiten als Blitzableiter dienen musste, gekennzeichnet. Geben wir der "Guerre Sociale", dem bundesgenoessischen Blatt, darueber das Wort: "Das oesterreichische wie das russische Polen ist von Polen und Juden bewohnt. Was hat man getan, um z. B. die Juden fuer die Sache der Verbuendeten zu gewinnen? Hat man nicht vielmehr alles getan, sie en bloc in das Lager unserer Feinde zu treiben? Wenn alles das, was amerikanische Blaetter ueber die den Juden seit Kriegsbeginn zuteil gewordene _schmachvolle Behandlung_ mitteilen, wahr ist, wie kann Russland dann fuer sie etwas anderes sein, als ein _Land des Schreckens und der Schande_, wo ihre verfolgte Rasse den Becher bis zur Neige geleert hat." Und nochmals die "Guerre Sociale" (Gustav Herve): "Mir kommt nicht zu, in diesem Augenblick, wo das befreundete und verbuendete Russland schmerzliche Stunden durchlebt, davon zu erzaehlen, wie es viel zu lange die Juden behandelt hat. Es hat sie aber behandelt, wie unsere Vorfahren sie im Mittelalter behandelt haben." Und schliessen wir mit den mutigen Worten des juedischen Dumadeputierten _Friedmann_, den keine Angst vor Einkerkerung oder vor Sibirien abhalten konnte, nach allen vorliegenden Zeitungen u. a. folgendes festzustellen: "Die Zeitungen registrierten eine ungeheure Menge juedischer Kriegsfreiwilliger. Diese Freiwilligen sollten ihrem Bildungsgrad nach Anspruch auf Offiziersrang haben, aber sie wussten ganz gut, dass sie als Juden den Offiziersrang nicht bekamen. Trotzdem zogen sie in den Krieg. Zahlreiche juedische Studenten kamen aus dem Ausland und gingen an die Front. Die Juden zuhause bauten Lazarette, spendeten viel Geld und brachten verhaeltnismaessig _weit groessere Opfer als andere Nationen_. Viele juedische Soldaten bekamen auch das Georgskreuz. (Ich habe selbst verschiedene gesehen. Der Verf.) So war die Stimmung der Juden bei Kriegsausbruch. Aber wir duerfen nicht vergessen, dass im Polenland juedisches Blut in starken Stroemen fliesst, und zum Unglueck nicht nur von Feindeshand. Militaerbehoerden und Regierung brauchten Suendenboecke fuer ihre Misserfolge. Man benutzt zu diesem Zweck die alte Firma, das ist der Jude. Kaum ueberschritt der Feind die Grenze, so verbreiteten sich Geruechte, dass juedisches Gold auf Aeroplanen, in Saergen und Eingeweiden von Gaensen zu den Deutschen floss. Die Legende wuchs, sie verbreitete sich dank der Agitation der Regierungsagenten und nahm schliesslich ungeheure Dimensionen an. Den Juden gegenueber wurden unerhoerte Massnahmen angewendet und diese Massnahmen, die vor den Augen der ganzen Bevoelkerung vollzogen wurden, floessten derselben und der Armee das Gefuehl ein, dass die Juden als schlimmste Feinde ausserhalb des Gesetzes stehen. Zuerst wurden alle Juden aus Polen und Litauen ausgewiesen. _Ueber eine Million_ Menschen musste den Bettelstab ergreifen. Verwundete juedische Soldaten mit dem Georgskreuz wurden in Viehwagen und wirklich wie Vieh mit einem Frachtschein abtransportiert. Juedinnen, deren Maenner, Kinder und Brueder ihr Blut fuers Vaterland vergossen haben, wurden ueberall verfolgt. Eine andere harte Massnahme war das Geiselnehmen. Es handelt sich hier um einen unerhoerten Fall in der Weltgeschichte. Man nahm als Geiseln Staatsangehoerige des eigenen Landes. Anders als eine Schmach kann man das nicht nennen." Trotzdem Millionen nur Jiddisch verstehen, wurden in ganz Russland die Korrespondenzen, Telefongespraeche, Unterhaltungen auf der Strasse in Jiddisch verboten und die Ungluecklichen eingekerkert, die dagegen verstossen mussten. Russland erklaert, dass des Zaren "liebe" Juden Freunde der Deutschen sind, dass sie denen zu Liebe spionieren, ja sogar auf die russischen Truppen schiessen. Gewiss bestehen vielfach Sympathien fuer die Deutschen auf Seiten der russischen Juden, weil viele Deutsche zwar auch Antisemiten, aber doch nicht so grausame Feinde der Juden sind wie die Russen. Aber zwischen einigen Sentiments und zwischen der Aeusserung irgendwelcher staatsfeindlicher Gefuehle ist doch noch ein sehr weiter Sprung. Selbst die, welche sich darueber klar sind, dass ihnen die deutsche Regierung wegen des geringeren antisemitischen Druckes lieber waere, wagen sicherlich nicht die geringste Tat. Sie wissen, dass sie als Juden schon _ohne_ allen Grund als Vaterlandsverraeter gebrandmarkt sind, dass man ihnen ueber Schritt und Tritt nachforscht. Und sie hueten sich aengstlich vor jedem Verstoss. Wer die Psyche der Ostjuden kennt, weiss, dass es, abgesehen vom Hindu, keine friedlichere Bevoelkerung gibt. In der strengglaeubigen Bevoelkerung sprechen dabei auch religioese Auffassungen mit. Was die russischen Juden den Deutschen so nahebringt, ist ihre Sprache und ihre Kultur. Wohin der deutsche Soldat in Russland kommt, er nimmt sich immer den Juden vor, von dem er weiss, dass er Deutsch versteht, und dass er ueberhaupt nicht schwer von Begriff ist. Die deutsche Regierung, die Militaerverwaltung hat ueberall gerne juedische Mitarbeit gesucht und gefunden. Andererseits haben gerade die juedischen Gemeinden in weitgehendster Weise die Not unter den Juden gelindert, sogar im armen Osten haben die juedischen Religionsverbaende ihre Angehoerigen gestuetzt, und dem Staate damit seine Aufgabe erleichtert. * Die Lehren des Krieges.* Die Ergebnisse aus dem Kriege fuer das Verhaeltnis der deutschen Juden zum Reiche sind leicht zu ziehen. Wie im Frieden, so haben sich die Juden besonders in den schweren Zeiten der Stuerme als gute Staatsbuerger bewaehrt. Der Burgfriede hat es ermoeglicht, dass die, welche durch lange Zeit als Soldaten II. Klasse und auch als mindere Staatsbuerger behandelt worden waren, ihre Pflicht in vollem Masse taten und mehr als das. Wenn man die Zahl der juedischen Kriegsfreiwilligen, die zum Heere stroemten, zaehlen wird, duerfte mancher fruehere Antisemit erstaunen. Soviel Liebe und Begeisterung fuer ein Vaterland, das seinen juedischen Mitbuergern die Zeiten des Soldatenstands nicht zu den angenehmsten machte, kann nur bei einem Volke gefunden werden, das in seinem Kern ein loyales ist. Und die Juden waren und sind denn auch tatsaechlich in England, in Frankreich, in Italien und Oesterreich, in den Vereinigten Staaten, in Holland etc. ueberall als ein unbedingt gut patriotisches Element bekannt. Wenn sich etwas aus den Lehren des Augenblicks fuer die Zukunft ergeben muesste, so ist es die Forderung der vollen Durchfuehrung der Gleichberechtigung der juedischen Staatsbuerger in Deutschland. Wie sich in Oesterreich die Ungarn bewaehrten, wie die Polen und Elsaesser und Daenen in unseren Heeren zum Erfolge beitrugen, so vor allem die Juden, die nie auf deutschem Boden ein eigenes Territorium zu gruenden suchten, die nie in geschlossener Organisation irgend welchen staatlichen, sprachlichen oder kulturellen Bestrebungen der Deutschen im Frieden wie im Kriege eine Gegnerschaft aufboten. Der deutsche Jude hat keine nationale und religioese Politik, die sich gegen die der andern Staatsbuerger wenden kann. Es gibt keinen juedischen Verein, der Deutschland liberal, demokratisch oder sozialistisch regiert haben will. Wohl aber gibt es juedische Redakteure bei den Freikonservativen, bei den Nationalliberalen, bei den Volksparteilern und in der Arbeiterbewegung. Eine irgendwie einheitliche juedische Politik gibt es in Deutschland nicht. Auch ihre religioesen Anschauungen stoeren niemanden. Nicht um Lohn zu finden, haben die Juden Seite an Seite mit allen anderen Deutschen gekaempft. Sie haben aber ein Anrecht, nicht um ihre Freiheit verkuerzt zu werden. Es muss _das_ Schauspiel des Friedens aufhoeren, dass der Jude, sobald er getauft ist, Professor, Offizier, Staatsanwalt usw. werden kann. Diese _Praemie auf das Renegatentum_ ist nicht wert, in Friedenszeiten wiederzukehren. Deutschland darf keine antisemitische Politik betreiben, es wuerde sich sonst an das programmatisch antisemitische Russland anlehnen. Es kann im Gegenteil auch nicht dem Ehrgefuehl deutscher adliger Offiziere entsprechen, mit Maennern eng verbunden zu sein, die sich ihrer Ahnen und Herkunft schaemen. Es kann nicht die Auffassung der Hueterin des Rechts sein, dass Richter vorerst ihren Glauben abgeschworen haben muessen; es kann keine freie Wissenschaft sein, die das christliche Bekenntnis zur Voraussetzung hat. Deutschland, der nunmehrige Freund des _Islam_, kann auch seine _juedische_ Bevoelkerung ihrer Religion nachgehen lassen, ohne dabei Schaden fuer seine christlichen Bewohner zu nehmen. Der Uebertritt vom Judentum zum Christentum muss wieder oeffentlich als das gebrandmarkt werden, was es in den weitaus meisten Faellen wirklich ist: als Streberei, Gesinnungsheuchelei, Religionsmissbrauch (alldieweil es keine "ueberzeugten" Christen sind, die den Weg zum Taufbecken suchen und ihn so leicht finden.) Der Krieg hat dem elenden Religions- und Rassengezaenk im Innern des Landes hoffentlich ein Ende bereitet, nach aussen hin wird es noch genug Arbeit geben, um den Hass der Nationen, die Zwietracht, Rachsucht, Missgunst langsam abebben zu lassen. Auf Jahrzehnte hinaus wird Deutschland genuegend Feinde besitzen, es kann daher die Ruhe im Innern doppelt noetig brauchen. Soziale und biologische Probleme stellen sich in den Vordergrund. Die deutschen Juden haben der Grossstadt und der Sucht, wirtschaftlich zu erstarken, bedeutende Opfer gebracht. Junggesellentum aus Vorliebe oder aus Not, weil die Familie oekonomisch eine bedeutsame Last ist, Kinderlosigkeit und Kinderarmut sind die Kennzeichen fuer die Entwicklung der heutigen deutschen Juden. Ich habe sie in den Buechern "_Der Untergang der deutschen Juden_"[20], "_Das sterile Berlin_"[21] und in der _Preisschrift der Gesellschaft fuer Rassenhygiene_[22] des naeheren dargelegt. [20] Verlag Reinhardt, Muenchen. [21] Verlag Marquardt, Gross-Lichterfelde. [22] Verlag Louis Lamm, Berlin C. Nun reisst der Krieg weite Luecken in ihre Reihen. Waehrend Deutschland waechst, verkuemmert der Anteil seiner Juden. _Sombart_ hat nachgewiesen, wie die Buerokratisierung der Banken, der Schwerindustrie usw. den juedischen Einfluss hemmt. Dazu kommt die prozentual geringer werdende Beteiligung. Die hervorstechende oekonomische Macht der Juden weicht langsam, aber sicher von selbst. Eine antisemitische Bewegung koennte hoechstens wirtschaftlich wertvollen Kraeften, die ohnedies abnehmen, Hindernisse bereiten, Unzufriedenheit in den juedischen Kreisen saeen und den Geist der Zwietracht verbreiten. Deutschland ist kein einheitlicher Staat, aufgebaut auf Grundlagen _einer_ Religion, _einer_ Rasse, _einer_ Staatsform. Es ist (aehnlich Amerika) die glueckliche Synthese der verschiedensten Bevoelkerungsschichten, die alle als deutsche Staatsbuerger respektiert werden wollen. Glaubens- und Rassekaempfe muessen verflossenen Zeiten angehoeren. Wie traurig ist es, dass noch Millionen von Katholiken glauben, sich politisch vereinigen zu muessen, um entweder in ihren Rechten nicht geschwaecht zu werden oder sich groesseren Einfluss sichern zu koennen. Eine Vermischung von Religion und Politik. Sehen wir die Welfenpartei! Eine Gruppe, die nach fuenfzig Jahren noch immer die Geschichte umwaelzen, nochmals die staatlichen Zustaende von 1866 herbeifuehren wollte. Die Negation als Grundlage einer politischen Betaetigung! Der grosse Krieg muss auch im Innern eine Reform bedingen. Er muss uns soweit einander naeher gebracht haben, dass wir die volle politische und buergerliche _Gleichberechtigung_, die Freiheit des Individuums fuerderhin nicht mehr einzelnen Klassen und Gemeinschaften rauben wollen. Neben den Sozialdemokraten sind es die Juden, die vornehmlich als treue Staatsbuerger angesehen zu werden verlangen und hoffentlich es auch erreichen. Mag besonders die Ostmarkenpolitik, die antisemitisch bis in die Knochen, durch die mehr oder minder gewaltsame wirtschaftliche Vertreibung der juedischen Handwerker und Kaufleute in den Staedten Posens und der oestlichen Provinzen den polnischen Mittelstand aufbluehen liess, ein deutliches Warnungszeichen dafuer sein, wie schaedlich letzten Endes jede Hetzpolitik ist. * Das Problem der Ostjuden.* Es mag leicht sein, dass ein Friedensschluss dem Deutschen Reich neue polnische Gebiete bringt. Kein Element wird dann so leicht fuer das Deutschtum sprachlich und staatsbuergerlich zu gewinnen sein, wie das juedische, das sich durch sechs bis sieben Jahrhunderte, seit es aus den Rheinlanden vertrieben wurde, die deutsche Mundart -- wenn auch in eigener Entwickelung -- bewahrte. Viele der deutschen Soldaten dachten sich garnichts dabei, als sie in allen Staedten Russlands eine (wenn auch nicht ganz korrekt) deutsch sprechende Bevoelkerungsschicht antrafen. Einzelne aber waren darueber doch erstaunt. Sie waren auch ueberrascht, eine ueberaus aermliche, im Wust der Umgebung verschmutzte, aber fuer alle Entwicklung empfaengliche Masse anzutreffen, die sich gerne den deutschen Massnahmen fuegte. Das Urteil ueber die polnischen Juden ist bei den Deutschen nicht immer sympathisch. Jedes fremde Volk hat Schwaechen, die dem Fremden auffallen, und die leicht zu einer vollkommenen Verurteilung fuehren. Bei den russischen Juden wird zu wenig daran gedacht, dass die russische Regierung sie gewaltsam in modernen Ghetti zusammenpfercht. Sie duerfen nur im Ansiedlungsrayon wohnen, und hier wiederum nur in den Staedten. Vor dreissig Jahren hat man sie so zusammengetrieben ohne Ruecksicht darauf, ob die vorhandenen Wohnungs- und Lebensmoeglichkeiten genuegten. Man hat sie zwangsweise in schmutzige Loecher gestossen. Die vielen hundert Verbote, die den russischen Juden treffen, rauben ihm die Lust und das Recht, sich Haeuser zu bauen, das Heim auszugestalten. Russland will den Juden vertreiben, und so ist er denn auch immer auf dem Sprung, wegzugehen. Millionen Juden sind bereits nach Amerika, England, Suedafrika, Frankreich usw. ausgewandert. Der russische Jude gilt wegen seiner Sprache (Juedisch-Deutsch oder "Jargon") als Deutschfreund. Waehrend sich vielfach Polen und Ruthenen in Oesterreichisch-Galizien bei der russischen Okkupation recht eigentuemlich benommen haben, waehrend in diesen Laendern, besonders aber in Russisch-Polen, die Landbevoelkerung in reichlichstem Masse zum Franktireurkrieg und zu Spionage neigte, verhielten sich die Juden ueberaus loyal. Es ist unwahr, dass sie fuer Deutschland Kundschafterdienste leisteten; sie haben sich aber naturgemaess auch den Russen gegenueber durchaus korrekt benommen. Dabei wurden die Juden am schwersten durch _beide_ Parteien geschaedigt. Die Russen haben aus Hass juedische Staedte, z. B. Szawle, angezuendet, und die Deutschen verbrannten u. a. Tauroggen als Gegenmassregel gegen russische Greuel in Ostpreussen. Tauroggen war aber vor allem eine juedische Stadt. Kalisch, eine echte Judenstadt, wurde gruendlichst zerstoert, weil als Zivilisten verkleidete Soldaten aus Buergerhaeusern schossen. Dadurch wurden Tausende von Juden obdachlos. Viele Staedte wurden durch Bombardements zerstoert, wie Lowicz, Sochaczew etc. Von Seiten der Deutschen mussten vielfach Ausweisungen juedischer Buerger erfolgen, da man natuerlich keinem der feindlichen Staatsangehoerigen trauen konnte; die Massenausweisungen der Juden aus Polen, Russland, Kowno etc. uebertreffen ums Dreifache die Zahl der seinerzeit aus Spanien vertriebenen Juden. Bereits wandern heimatlos eine und eine halbe Million im Innern Russlands, und auch in Oesterreich sind es Hunderttausende, deren Heim zerstoert ist. -- Der deutschsprechende Jude wird, wie oben bemerkt, als Deutschenfreund angesehen. So wie die Verhaeltnisse vor dem Kriege lagen, haette es den russischen Juden nichts eingetragen, sich an die Freundschaft Deutschlands zu wenden. Nicht einmal seine eigenen Juden schuetzte Deutschland vor Russland. Das Zarenreich erlaubte nur ganz ausnahmsweise den Deutschen juedischen Glaubens den Eintritt in sein Land. Und Deutschlands Politiker haben gegen diese monstroese Beschraenkung niemals remonstriert. Sie liessen die oeffentliche Beschimpfung ihrer Juden zu, ohne durch irgendeine Gegenwehr, Gegenmassregel oder nur ernstliche Vorstellung ihre Staatsbuerger vor schimpflicher Behandlung zu schuetzen. Und die deutsch sprechenden sieben Millionen Juden Russlands? Sie gelten zwar als Freunde Deutschlands, _nur dass Deutschland nicht ihr Freund ist_! Deutschland hat zu Beginn des Krieges durch seine Generale erklaeren lassen, dass es den Polen volle Gerechtigkeit widerfahren lassen wolle. Die Juden, deren Zahl in den Grenzlaendern bedeutend ist, wurden nicht sonderlich erwaehnt. Es ist anzunehmen, dass sich Deutschland nach dem Kriege allen seinen Juden gegenueber liberal verhalten wird. Aber es ist doch sehr die Frage, wenn sich keine gewaltigen Grenzverschiebungen ergeben, ob die Judenfrage Russlands einer Loesung naehergebracht wird. Schon vor dem Krieg hat die russische Regierung die Bedrueckung der Juden systematisch inauguriert, die Pogrome des Jahres 1905 waren bestellte Arbeit. Russland bekennt sich zu dem Lehrsatz eines seiner Minister: "Ein Drittel der Juden wird vertrieben, ein Drittel muss verhungern und ein Drittel ist zu toeten." (Siehe Errera "Die Judenfrage".) Die Judenfrage Russlands interessiert Deutschland aus vielen Gruenden. Die sieben Millionen, die deutsch verstehen und sprechen, bildeten ein wertvolles wirtschaftliches Element, das gerne mit Deutschland Handelsbeziehungen unterhielt. Diese sieben Millionen sind die staerksten Gegner jedes Krieges mit Deutschland, das sie verehren. Wegen ihrer deutschen Sprache und ihrer deutschen Sympathien sind sie in grausamster Weise von Russland bestraft worden. -- Deutschland hat den Polen zu verstehen gegeben, dass es sich ihrer annehmen wird. Mit noch groesserer Berechtigung aber koennen die _Juden_ erwarten, dass Deutschland sie nicht vergisst, wenn die Frage der unterdrueckten Nationen in den Friedensverhandlungen aufgeworfen wird. Die Juden haben nie im politischen oder sprachlichen Kampfe mit den Deutschen gelegen (wie die Polen), seit Jahrhunderten sind sie zu einem Teile fest verwachsen mit der deutschen Erde. Die in Polen zurueckgebliebenen Gemeinden sind bei der Teilung dieses Landes durch Zufall zu Russland, Oesterreich oder Preussen gekommen. Die, welche russische Staatsbuerger wurden, haben seit jener Zeit eine Geschichte des Leides und der Verfolgung erlebt, die ans finsterste Mittelalter erinnert. Leider wissen unsere deutschen Mitbuerger wohl von "Greueln in Armenien", wie sie die Englaender aus politischen Gruenden aufbauschten, -- die Regierungspolitik Russlands jedoch, das sich so lange als der beste Freund Deutschlands gebaerdete, wusste recht gut ueber allen ihren Schandtaten dichte Schleier auszubreiten. Die deutsch sprechenden Juden Russlands sind zum Teil Zionisten. Die Tuerkei hat an ihren zionistischen Buergern in diesem Kriege eine gute Unterstuetzung gefunden. Deutschland kann sehr wohl, im eigenen Interesse wie in dem seines neuen Bundesgenossen, ein Entgegenkommen der Tuerkei fuer eine juedische Besiedlung der veroedeten Landstriche Palaestinas befuerworten. Es kann keine Frage sein, dass sofort nach dem Friedensschluss eine _Massenauswanderung_ der russischen Juden beginnen wird, welche die gesamte Voelkerwanderung numerisch in den Schatten stellt. Diese Juden, denen man das Letzte genommen hat, die ein volles Jahr lang gequaelt und getrieben wurden, jeden Augenblick gewaertig, erschossen oder zum mindesten nach Sibirien gefuehrt zu werden, warten nur auf die Moeglichkeit, wieder frei zu atmen. Soll Deutschland diese Emigration nicht zum eigenen Nutzen zu beeinflussen suchen? Soll der Strom der Auswanderer nach Amerika gehen?[23] Deutschland wuenscht eine moderne Entwicklung der Tuerkei. Durch die Verluste, die der Krieg im eigenen Lande zeitigte, ist keine Emigration der eigenen Massen bevorstehend. Im Gegenteil. [23] Eine wirkliche Masseneinwanderung oestlicher Juden in Deutschland wird schon aus oekonomischen Gruenden schwer durchfuehrbar sein. Dieselbe waere auch vom juedisch-nationalen Standpunkt nur eine Notstandsaktion, die uebrigens wegen der vielen Widerstaende, die nach jeder Hinsicht zu ueberwinden waeren, keineswegs einzutreten braucht. Wenn die Erloesung der kleinen Voelker einen Rueckhalt an Deutschland finden darf, dann kann es die gequaelte juedische Masse des Ostens nur in zionistischem Sinne erloesen. Auf Russland kann Deutschland nicht einwirken, wie es seine Untertanen regieren soll. Eine breite Oeffnung der eigenen Grenzen liegt nicht im Wunsch der meisten eigenen Staatsbuerger. Will Deutschland das Buendnis mit der Tuerkei oekonomisch ausnuetzen, will es sich dort eine Masse sichern, die aus sprachlichen Motiven wie auch aus Dankbarkeit zu Deutschland neigt, dann wird es einer grosszuegigen zionistischen Emigration die Wege ebnen, wird "dem Lande ohne Volk das Volk ohne Land" geben. Professor Otto _Warburg_ hat schon vor zehn Jahren darauf hingewiesen, dass die Besiedelung Mesopotamiens von ausschlaggebender Bedeutung fuer die wirtschaftliche Erschliessung und Entwicklung Vorderasiens ist.[24] [24] Wir koennten z. B. von daher unsere Baumwolle beziehen und so vom Auslande unabhaengig werden. Deutsches Kapital hat die grossen Bahnbauten nach Bagdad ermoeglicht. Wir sind alle daran interessiert, dass Deutschland daraus Nutzen zieht. Hier kann nur eine geeignete Einwanderung helfen, denn die ortsanwesende Bevoelkerungsmenge ist nicht ausreichend. Da schon Massen arbeitsloser Juden in Polen den Behoerden zur Last fallen, so waere es gut, wenn man sich, wie fuer die ostpreussischen Fluechtlinge, so auch fuer das juedische Proletariat Galiziens und Polens interessierte. Sobald sich die tuerkische Regierung entschliesst, einwandernden juedischen Familien Land anzuweisen, wird auch von der juedischen Seite das noetige Geld zur Ueberfuehrung und Ansaessigmachung aufgebracht werden. Es ist nur noetig, dass sich _der neue Dreibund_ darueber klar ist, _was er mit dem namenlosen Judenelend machen will_, wie er den vom Krieg entwurzelten Massen hilft, ohne dabei selbst Menschen zu verlieren. Denn Menschen sind Geld, Maenner sind im Kriegsfalle Gewehre. Nie hat man die Bedeutung der Ziffer so erfasst, wie bei diesem Krieg. Kommt aber den Juden vom neuen Dreibund keine Hilfe, dann wandern sie bestimmt nach Amerika aus und gehen fuer die deutsche Sache verloren. Mit ihnen aber ein grosses Nationalvermoegen, -- auch deshalb, weil ja jeder Emigrant etwas Geld bei sich haben muss, was bei einer solchen Voelkerwanderung allein schon Millionenwerte ausmacht. Die Zukunft von Deutschlands kolonisatorischer Taetigkeit liegt im Orient, in der Tuerkei. Wie kaum je wieder bietet sich eine Gelegenheit, die Kolonisation zu foerdern. Kenner des Orients, wie Rohrbach, Auhagen, Paquet[25] u. a., sind gerade in letzter Zeit fuer diese Orientierung der deutschen Politik eingetreten. Schon frueher plante uebrigens der verstorbene Grossherzog von Baden, das Interesse der Maechte fuer eine organisierte Kolonisation Palaestinas durch die Juden wachzurufen. [25] Ein soeben von Alfons _Paquet_ erschienener Artikel (in Heft 40 Jahrg. 1915 des Maerz) "_Juden im Osten_" kommt zu denselben Resultaten. Paquet schreibt: "Das tuerkische Volk kuemmert sich wenig um den Glauben anderer. Es erkennt in den Juden die Orientalen, es weiss, dass jene, die aus dem Westen kommen, zugleich Europaeer sind, Traeger eines praktischen Koennens, das dem neuen tuerkischen Staatswesen Nutzen zu bringen vermag. Und das eigentliche Palaestina? Hat es nicht in den Jahren, die dem Versuch der Wiederbesiedelung gewidmet waren, bewiesen, dass es wirklich das Land ist, wo einmal der Wanderer sein Haupt hinlegen kann unter den Sternen die den Erzvaetern leuchteten, um auszuruhen und boese Spuren aus seinen Zuegen wischen?" Sie brauchen eines zuerst: eine Zukunft, ein gruenes Banner. In dem von Menschen erfuellten Europa werden sie das wichtigste fuer ihre Zukunft: -- den Boden -- nie erhalten, eher werden sie die Traeger irgend eines unbestimmten Unheils sein. In allen Erdteilen, ausser Vorderasien, fehlen die Moeglichkeiten einer Ansiedelung, die den Juden erlaubt, nach ihrer hoechst eigentuemlichen Art zu leben und von dem geistigen Gut, nach dem sie hungern, satt zu werden. Aber in dem einen kleinen Lande, das schon begonnen hat, zu einem neuen Dasein zu erwachen, ist Raum und Tragkraft genug, sie aufzunehmen. Josua und Kaleb sind von ihrer Kundschafterreise zurueckgekehrt mit schweren Trauben. Es kommt jetzt darauf an die Faehigkeiten des Volkes, die bisher auf die Wuestenreise verwendet wurden, zu wecken und neu zu gebrauchen. Schulen nach dem Vorbild der deutschen Volksschulen, vielleicht mit einer Hochschule an der Spitze, werden dazu helfen koennen. Einst werden dann diese Knaben die Mannschaft eines neuen morgenlaendischen Wesens bilden, gleichviel, ob sie Ingenieure oder Kaufleute, Handwerker, Ackerbauer oder Gelehrte werden, gleichviel sogar, wie viele von ihnen in Europa bleiben und wie viele wirklich im Morgenland wohnen. Sie koennen in einer neuen Heimat ein neues Volk sein -- nicht im Sinne jenes Nationalismus, der in Europa die Voelker zerreisst und schlaegt, sondern in dem innerlich freien, nach aussen duldsamen Sinne der morgenlaendischen Weisen. "Der tuerkische Baum muss sehr gruen werden und auswachsen." "Wer in seinem Schatten wohnen will, muss aber zuvor sein Gaertner sein." -- -- -- So denkt ein bekannter Orientkenner ueber die Judenfrage und das Problem der Tuerkei. Statt dessen hat man den franzosenfreundlichen Jesuiten, die neben zahlreichen Schulen eine Universitaet in Beirut gruendeten, den russischen und griechischen Missionen Raum gegeben und hat die englischen Machinationen unter den Arabern geduldet. Die neu-deutsche Judenpolitik darf des weiteren nicht in den Fehler verfallen, das juedische Element im Osten den Polen auszuliefern. In ganz Galizien hat man die Juden dem Terrorismus der Polen ueberantwortet. Man denke sich, dass dort ca. 900000 Menschen ein deutsches Idiom sprechen, eine Sprache, die der deutschen naehersteht als die flaemische Mundart. Gleichwohl konnte man in Oesterreich nicht erreichen, dass das "Jiddisch", wie es genannt wird, die Rechte einer Sprache bekam. Obwohl es eine Unzahl von Zeitungen gibt, die taeglich in diesem Dialekt geschrieben werden, und deren Blaetter u. a. in Lemberg, Lodz, Krakau etc. erscheinen (Warschauer und New Yorker Blaetter in Jiddisch haben Auflagen von ueber 100000 Exemplaren), war diese Sprache "von Rechts wegen" verpoent! Der Kaufmann sollte seine Rechnungsbuecher damit nicht fuehren duerfen, Eingaben an die Regierung waren unstatthaft, waehrend unterdessen die jiddische schoene Literatur in alle Sprachen uebersetzt wurde, und Theaterstuecke, ins Hochdeutsche uebersetzt, Sensation in Berlin hervorriefen! Auch heute hat die deutsche Regierung die Bedeutung dieses Jargons noch nicht erfasst. Eine Volksschicht, die in polnischen Gebieten lebt, greift aber, wenn sie ihre Muttersprache lassen muss, nicht zu dem dieser nahverwandten Deutschen, sondern zum _Polnischen_. Es liegt kein Grund vor, die Polen _kuenstlich_ zu staerken und ein Volkstum, das sich sprachlich ans Deutsche anlehnt, seiner Nationalitaet zugunsten der polnischen gewaltsam zu entkleiden. Sollten groessere polnische Bezirke Deutschland und Oesterreich angegliedert werden, so muss das _Recht der Minoritaet_ geschuetzt werden. Das moderne Polentum hat sich noch nicht als massvoller und zuverlaessiger Charakter erwiesen. Wo sie es nur konnten, haben die Polen die Juden bedrueckt und ausgenutzt. Die galizischen Wahlen waren wahre Schlachttage der Schlachta. In vielen Orten floss juedisches Blut, weil die Juden keine Polen waehlen wollten. Noch schlimmer erging es den Juden in Russisch-Polen, wo sie den _Polen und Russen_ gaenzlich ausgeliefert waren. Wenn die Franzosen und Italiener von "unerloesten Voelkern" sprechen, dann haben sie kaum der armen Juden gedacht, und sicherlich nie eine Hand geruehrt, um deren Los zu erleichtern.[26] Und sie haetten es doch so bequem. Sie brauchten bloss ihren Bundesgenossen "darauf aufmerksam zu machen". -- -- -- [26] Die 2 1/3 Millionen Juden der Vereinigten Staaten sind deshalb durchweg deutschfreundlich. Alle Bestrebungen der Deutschamerikaner haben an ihnen eine rege Stuetze gefunden. Vergessen wir nicht, dass die Stimmung in Newyork, der groessten Stadt Amerikas, fuer das ganze Land bedeutsam ist, dass sich die dortigen 1,2 Millionen Juden konstant fuer die Deutschen verwandten, weil sie von ihnen eine Erloesung der russischen Juden erwarten. -- Eine offene Erklaerung der deutschen Regierung an die amerikanischen Juden wuerde eine namenlose Begeisterung erwecken und die Kabinette des Dreiverbandes in nicht geringe Unannehmlichkeiten wegen der Haltung Russlands versetzen. Es waere die beste Antwort gegenueber all den Enunziationen betreffs der unerloesten Voelker in Oesterreich und Deutschland. Ausserdem wuerde Deutschland dadurch erhebliche Geldmittel fuer seine kuenftigen Anleihen erwarten koennen. Die Lage des juedischen Volkes in Galizien ist eine viel bessere als jenseits der Grenze im Reiche des Friedenszaren. Aber was ihnen noch an nationaler und politischer Freiheit fehlt, wollen wir ruhig und offen darlegen. Umsomehr, als jede Einverleibung neue Hunderttausende uns zufuehren muesste, die sich nicht wieder Zuruecksetzungen und Schikanen ausgesetzt wissen wollen. Die Bedrueckung an Ort und Stelle zwingt sonst zu einer ungeheuren Auswanderung, die auch in Deutschland zu merken sein duerfte. Dagegen gibt es nur ein Allheilmittel: _Lokale Rechte und Hilfe_; _ferner Ableitung der ueberschuessigen Kraefte in den Orient_ durch starkes Entgegenkommen der verbuendeten Regierungen. Das heutige System entwurzelt nur die Elemente, die einigermassen fest an der Scholle, an der Heimat haengen, und jagt sie ins Ungewisse. Wenn die deutsche Regierung den oestlichen Juden nicht entgegenkommen kann, wird auch die dadurch sicherlich eintretende Entvoelkerung die wirtschaftliche Entwicklung dieser Laender bedeutend verzoegern. * Schluss.* Der Krieg hat Deutschland bewiesen, dass der juedische Einfluss, welcher sein gut Teil an der finanziellen Erstarkung des Landes, an der Entwicklung seines Handels und seiner Industrie beigetragen hat, nicht umsonst war. Der vielverspottete Geist der Rothschild und Bleichroeder, der schon 1870/71 eine Rolle gespielt hat, ist auch diesmal den Heeren gefolgt und hat den Siegen den noetigen Rueckhalt gegeben. Boerse, Konfektion, Chemie, Getreidehandel sind lauter Begriffe, mit denen der Militarismus zu rechnen hat. Die deutsche Geldwirtschaft kann nicht nur von gewissenlosen Boersenjobbern gegruendet sein; denn sie, ebenso wie der deutsche Wollmarkt[27], wie das Sanitaetswesen, wie die Fabriken und Aerzte -- alles zu hohem Prozentsatz "verjudete" Berufe -- haben die Erwartungen nicht getaeuscht. Im Innern geht der Handel weiter und erhaelt uns unsere wirtschaftliche Kraft, und gibt dem Heere das, was die grosse alte Handelsnation England muehselig sich aus Amerika zusammensuchen muss. [27] Spottet ueber die "Leder- und Stiefeljuden", aber es tat Deutschland gut, dass die unternehmenden Kaufleute, die sonst ins Ausland exportierten, fuer Millionen Vorraete liegen hatten, die nun Heereszwecken dienen konnten. Voreingenommene Noergler werden auch nach dem Kriege zu den alten Waffen des Neides greifen und die hetzerische Taktik des Antisemitismus wieder aufleben lassen. Wenn aber die Zeitgeschichte etwas gelehrt hat, dann wird hoffentlich nach dem Kriege der unselige Klassen-, Rassen- und Religionshass in die Rumpelkammer der Geschichte verschwinden. Wir koennen uns aber fuerwahr in Deutschland das Leben leichter machen, brauchen uns nach aussen nicht mehr als ein anscheinend in sich zerrissenes Staatsgefuege zu zeigen, auf dessen Zerfall andere Laender lauern. Wir naehren damit nur falsche Hoffnungen und toerichte Berechnungen. Deutschland ist gross genug, um allen seinen Bewohnern Spielraum zu lassen, es ist stark genug, um als Synthese der Religionen und der verschiedenen Volkschaften eine Eigenart zu zeigen. Neben dem bajuwarischen Menschenschlag moechten wir den etwas differenzierten Rheinlaender, den Maerker, aber auch den Ostpreussen nicht missen. Wer weiss, ob zum Polen und Elsaesser nicht auch noch ein flaemischer Einschlag kommt. Der Staat kann keine Helotenklasse unter den Buergern, die er freiwillig einverleibte, errichten. Der deutsche Jude ist nicht erst gegen den Willen der Einheimischen "neu zugezogen". Seit mehr als einem Jahrtausend vielmehr weilt der Jude im Lande und hat sich stets allen Gesetzen des Staates willig und gern gefuegt. Seine Religion ist seit drei Jahrtausenden so von fortschrittlichen, sozialen und hygienischen Massregeln durchsetzt, dass sie heute noch Bewunderung erregen muss. Die Sabbatruhe, das juedische Familienleben, die Fleischbeschau, die allgemeine Schulpflicht, die sich bei allen Juden, auch wo der Staat diesbezueglich versagte, laengst findet, sind Emanationen einer Kultur, die nur der Boeswillige uebersehen und gering achten kann. Der Starke hat Achtung vor der Eigenart des Naechsten und bedarf keiner Machtmittel, um dessen Lebensnerv aus Angst fuer sein eigenes Ich zu unterbinden. Wir haben in diesem Krieg die Unkultur Russlands und des Slawentums bekaempft, wir haben gesehen, zu welch verwerflichen Massregeln die brutale Gewalt des neidischen England draengte. Mag sich Frankreich wie wahnsinnig (und dabei gleichzeitig als Hueterin des Fortschritts) gebaerden, Deutschland wird und muss nur noch gelaeuterter als ein wahrer Hort der Freiheit seiner Buerger und der neutralen Staaten und Voelker aus dem Kriege hervorgehen. Von den ueber 14 Millionen Juden hoffen und harren die Meisten auf den Sieg der deutschen Waffen. Die Sympathien der amerikanischen Israeliten stehen auf seiten der Zentralmaechte. Nicht umsonst und nicht zufaellig ist es gerade die Tuerkei, die von jeher am meisten die Juden toleriert hat und die nie antisemitische Pogrome inszenierte, welche sich an die Seite Deutschlands gestellt hat. Moege die alte Sage des Talmud, die Lessing populaer gemacht hat, nicht nur in den Tagen der Greuel und des Voelkermordens bei uns eine wahre Staette der Verehrung finden: die Geschichte von den drei Ringen. Der muhammedanische, der christliche und der juedische Glaube sind Formen der Kultur der Menschheit, die so viel der Welt gegeben, die sich so lange bewaehrt haben, dass es verbrecherisch waere, Menschenglueck und -hoffen um einer vergeblichen, nutzlosen Intoleranz willen zu gefaehrden. In dem Machtbereich der eigenen und der verbuendeten Laender wird dann die deutsche Politik bedeuten: Friede auf Erden. *Anmerkungen zur Transkription* Liste der im e-Text korrigierten Druckfehler: - *S. 21, Z. 5*: (die deutsche _z, B._ vertreten durch Mauthner) --> z. B. - *S. 28, letzte Zeile der Fussnote*: _Sehwanenfeld_ --> Schwanenfeld - *S. 30, Z. 18*: Untervereinen bis 33% der _Manschaften_ --> Mannschaften - *S. 32, Z. 13*: Der Jude Ludwig Frank _vielleichst_ der faehigste Kopf --> vielleicht - *S. 35, Fussnote*: fehlende schliessende Anfuehrungszeichen, wahrscheinlich am Ende von ins Leben zu rufen. (andernfalls am Ende des letzten Satzes in der Geschichte des Wirtschaftskrieges.) - *S. 32, Z. 5 der Fussnote*: fuer die Freiheit _zn_ kaempfen --> zu - *S. 46, vorletzte Zeile*: _Ein_ antisemitische Bewegung --> Eine - *S. 47, Z. 3 v. u.*: ein deutliches _Wahrnungszeichen_ --> Warnungszeichen - *S. 49, Z. 11-12*: besonders aber in _Russich-Polen_ --> Russisch-Polen - *S. 54, Z. 19 der Fussnote*: nach dem sie _lungern_ --> hungern - *S. 54, Z. 27 der Fussnote*: _morgenlandischen_ --> morgenlaendischen Im Weiteren wurden fehlende Punkte am Satzende hinzugefuegt: - *S. 34, letzte Zeile des Textes*: und anderer Dinge zu gedenken. - *S. 36, letzte Zeile des Textes*: die Entfremdung der Laender bemerkten. - *S. 54, Z. 4 der Fussnote*: um den Glauben anderer. sowie fehlende Kommata: - *S. 28, vorletzte Zeile der Fussnote*: v. Renard, - *S. 59, Z. 27*: Sabbatruhe, Fussnoten, auf die im Original mit *) verwiesen wurde, wurden im e-Text durchnummeriert. *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUDEN IM WELTKRIEGE *** *A Word from Project Gutenberg* We will update this book if we find any errors. This book can be found under: http://www.gutenberg.org/ebooks/45808 Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg(tm) electronic works to protect the Project Gutenberg(tm) concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. 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