Project Gutenberg's Die Huldigung der Kuenste, by Friedrich Schiller #41 in our series by Friedrich Schiller Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Die Huldigung der Kuenste Author: Friedrich Schiller Release Date: April, 2005 [EBook #7939] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on June 3, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: iso-8859-1 *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE HULDIGUNG DER KUENSTE *** Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen This Etext is in German. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Die Huldigung der Künste. Friedrich Schiller. Ein lyrisches Spiel. Ihrer Kaiserl. Hoheit der Frau Erbprinzessin von Weimar Maria Paulowna Großfürstin von Rußland in Ehrfurcht gewidmet und vorgestellt auf dem Hoftheater zu Weimar am 12. November 1804. Personen. Vater. Mutter. Jüngling. Mädchen. Chor von Landleuten. Genius. Die sieben Künste. Die Scene ist eine freie ländliche Gegend; in der Mitte ein Orangenbaum, mit Früchten beladen und mit Bändern geschmückt. Landleute sind eben beschäftigt, ihn in die Erde zu pflanzen, indem die Mädchen und Kinder ihn zu beiden Seiten an Blumenketten halten. Vater. Wachse, wachse, blühender Baum Mit der goldnen Früchtekrone, Den wir aus der fremden Zone, Pflanzen in dem heimischen Raum! Fülle süßer Früchte beuge Deine immer grünen Zweige! Alle Landleute. Wachse, wachse, blühender Baum Strebend in den Himmelraum! Jüngling. Mit der duft'gen Blüthe paare Prangend sich die goldne Frucht! Stehe in dem Sturm der Jahre, Daure in der Zeiten Flucht! Alle. Stehe in dem Sturm der Jahre, Daure in der Zeiten Flucht! Mutter. Nimm ihn auf, o heil'ge Erde, Nimm den zarten Fremdlich ein! Führer der gefleckten Heerde, Hoher Flurgott, pflege sein! Mädchen. Pflegt ihn, zärtliche Dryaden! Schütz' ihn, schütz' ihn, Vater Pan! Und ihr freien Oreaden, Daß ihm keine Wetter schaden, Fesselt alle Stürme an! Alle. Pflegt ihn, zärtliche Dryaden! Schütz' ihn, schütz' ihn, Vater Pan! Jüngling. Lächle dir der warme Aether Ewig klar und ewig blau! Sonne, gib ihm deine Strahlen, Erde, gib ihm deinen Thau! Alle. Sonne, gib ihm deine Strahlen, Erde, gib ihm deinen Thau! Vater. Freude, Freude, neues Leben Mögst du jedem Wandrer geben; Denn die Freude pflanzte dich. Mögen deine Nektargaben Noch den spätsten Enkel laben, Und erquicket segn' er dich! Alle. Freude, Freude, neues Leben Mögst du jedem Wandrer geben; Denn die Freude pflanzte dich. Sie tanzen in einem bunten Reihen um den Baum. Die Musik des Orchesters begleitet sie und geht allmählig in einen edlern Styl über, während daß man im Hintergrund den Genius mit den sieben Göttinnen herabsteigen sieht. Die Landleute ziehen sich nach beiden Seiten der Bühne, indem der Genius in die Mitte tritt und die drei bildenden Künste sich zu seiner Rechten, die vier redenden und musikalischen sich zu seiner Linken stellen. Chor der Künste. Wir kommen von fernher, Wir wandern und schreiten Von Völkern zu Völkern, Von Zeiten zu Zeiten; Wir suchen auf Erden ein bleibendes Haus. Um ewig zu wohnen Auf ruhigen Thronen, In schaffender Stille, In wirkender Fülle, Wir wandern und suchen und finden's nicht aus. Jüngling. Sieh, wer sind sie, die hier nahen, Eine göttergleiche Schaar! Bilder, wie wir nie sie sahen; Es ergreift mich wunderbar. Genius. Wo die Waffen erklirren Mit eisernem Klang, Wo der Haß und der Wahn die Herzen verwirren, Wo die Menschen wandeln im ewigen Irren Da wenden wir flüchtig den eilenden Gang. Chor der Künste. Wir hassen die Falschen, Die Götterverächter; Wir suchen der Menschen Aufricht'ge Geschlechter; Wo kindliche Sitten Uns freundlich empfahn, Da bauen wir Hütten Und siedeln uns an! Mädchen. Wie wird mir auf einmal! Wie ist mir geschehn! Es zieht mich zu ihnen mit dunkeln Gewalten; Es sind mir bekannte, geliebte Gestalten, Und weiß doch, ich habe sie niemals gesehn. Alle Landleute. Wie wird mir auf einmal! Wie ist mir geschehn! Genius. Aber, still! da seh' ich Menschen, Und sie scheinen hoch beglückt; Reich mit Bändern und mit Kränzen, Festlich ist der Baum geschmückt. --Sind dies nicht der Freude Spuren? Redet! Was begibt sich hier? Vater. Hirten sind wir dieser Fluren, Und ein Fest begehen wir. Genius. Welches Fest? O lasset hören! Mutter. Unsrer Königin zu Ehren, Der erhabnen, gütigen, Die in unser stilles Thal Niederstieg, uns zu beglücken, Aus dem hohen Kaisersaal. Jüngling. Sie, die alle Reize schmücken, Gütig, wie der Sonne Strahl. Genius. Warum pflanzt ihr diesen Baum? Jüngling. Ach, sie kommt aus fernem Land, Und ihr Herz blickt in die Ferne! Fesseln möchten wir sie gerne An das neue Vaterland. Genius. Darum grabt ihr diesen Baum Mit den Wurzeln in die Erde, Daß die Hohe heimisch werde In dem neuen Vaterland? Mädchen. Ach, so viele zarte Bande Ziehen sie zum Jugendlande! Alles, was sie dort verließ, Ihrer Kindheit Paradies Und den heil'gen Schooß der Mutter Und das große Herz der Brüder Und der Schwestern zarte Brust-- Können wir es ihr ersetzen? Ist ein Preis in der Natur Solchen Freuden, solchen Schätzen? Genius. Liebe greift auch in die Ferne, Liebe fesselt ja kein Ort. Wie die Flamme nicht verarmet, Zündet sich an ihrem Feuer Eine andre wachsend fort-- Was sie Theures dort besessen, Unverloren bleibt es ihr; Hat sie Liebe dort verlassen, Findet sie die Liebe hier. Mutter. Ach, sie tritt aus Marmorhallen, Aus dem goldnen Saal der Pracht. Wir die Hohe sich gefallen Hier, wo über freien Auen Nur die goldne Sonne lacht? Genius. Hirten, euch ist nicht gegeben, In ein schönes Herz zu schauen! Wissen ein erhabner Sinn Legt das Große in das Leben, Und er sucht es nicht darin. Jüngling. O schöne Fremdlinge! lehrt uns sie binden, O lehrt uns, ihr wohlgefällig sein! Gern wollten wir ihr duft'ge Kränze winden Und führten sie in unsre Hütten ein! Genius. Ein schönes Herz hat bald sich heim gefunden, Es schafft sich selbst, still wirkend, seine Welt. Und wie der Baum sich in die Erde schlingt Mit seiner Wurzeln Kraft und fest sich kettet, So rankt das Edle sich, das Treffliche, Mit seinen Thaten an das Leben an. Schnell knüpfen sich der Liebe zarte Bande, Wo man beglückt, ist man im Vaterlande. Alle Landleute. O schöner Fremdling! sag, wie wir sie binden, Die Herrliche, in unsern stillen Gründen? Genius. Es ist gefunden schon, das zarte Band, Nicht Alles ist ihr fremd in diesem Land; Mich wird sie wohl und mein Gefolge kennen, Wenn wir uns ihr verkündigen und nennen. (Hier tritt der Genius bis ans Proszenium, die sieben Göttinnen thun das Gleiche, so daß sie ganz vorn einen Halbkreis bilden. In dem Augenblick, wo sie vortreten, enthüllen sie ihre Attribute, die sie bis jetzt unter den Gewändern verborgen gehalten.) Genius (gegen die Fürstin). Ich bin der schaffende Genius des Schönen, Und die mir folget, ist der Künste Schaar. Wir sind's, die alle Menschenwerke krönen, Wir schmücken den Palast und den Altar. Längst wohnten wir bei deinem Kaiserstamme, Und sie, die Herrliche, die dich gebar, Sie nährt uns selbst die heil'ge Opferflamme Mit reiner Hand auf ihrem Hausaltar. Wir sind dir nachgefolgt, von ihr gesendet; Denn alles Glück wird nur durch uns vollendet. Architektur (mit einer Mauerkrone auf dem Haupt, ein goldnes Schiff in der Rechten). Mich sahst du thronen an der Newa Strom! Dein großer Ahnherr rief mich nach dem Norden, Und dort erbaut' ich ihm ein zweites Rom; Durch mich ist es ein Kaisersitz geworden. Ein Paradies der Herrlichkeit und Größe Stieg unter meiner Zauberruthe Schlag. Jetzt rauscht des Lebens lustiges Getöse, Wo vormals nur ein düstrer Nebel lag; Die stolze Flottenrüstung seiner Maste Erschreckt den alten Belt in seinem Meerpalaste. Sculptur (mit einer Victoria in der Hand). Auch mich hast du mit Staunen oft gesehen, Die ernste Bildnerin der alten Götterwelt. Auf einen Felsen--er wird ewig stehen-- Hab' ich sein großes Heldenbild gestellt; Und dieses Siegesbild, das ich erschaffen, (die Victoria zeigend) Dein hoher Bruder schwingt's in mächt'ger Hand; Es fliegt einher vor Alexanders Waffen, Er hat's auf ewig an sein Heer gebannt. Ich kann aus Thon nur Lebenloses bilden, Er schafft sich ein gesittet Volk aus Wilden. Malerei. Auch mich, Erhabne! wirst du nicht verkennen, Die heitre Schöpferin der täuschenden Gestalt. Von Leben blitzt es, und die Farben brennen Auf meinem Tuch mit glühender Gewalt. Die Sinne weiß ich lieblich zu betrügen, Ja, durch die Augen täusch' ich selbst das Herz; Mit des Geliebten nachgeahmten Zügen Versüß' ich oft der Sehnsucht bittern Schmerz. Die sich getrennt nach Norden und nach Süden, Sie haben mich--und sind nicht ganz geschieden. Poesie. Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke, Frei schwing' ich mich durch alle Räume fort. Mein unermeßlich Reich ist der Gedanke, Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort. Was sich bewegt im Himmel und auf Erden, Was die Natur tief im Verborgnen schafft, Muß mir entschleiert und entsiegelt werden, Denn nichts beschränkt die freie Dichterkraft; Doch Schönres find' ich nichts, wie lang ich wähle, Als in der schönen Form--die schöne Seele. Musik (mit der Leier). Der Töne Macht, die aus den Saiten quillet, Du kennst sie wohl, du übst sie mächtig aus. Was ahnungsvoll den tiefen Busen füllet, Es spricht sich nur in meinen Tönen aus; Ein holder Zauber spielt um deine Sinnen, Ergieß' ich meinen Strom von Harmonien, In süßer Wehmuth will das Herz zerrinnen, Und von den Lippen will die Seele fliehn, Und setz' ich meine Leiter an von Tönen, Ich trage dich hinauf zum höchsten Schönen. Tanz (mit der Cymbale). Das hohe Göttliche, es ruht in ernster Stille, Mit stillem Geist will es empfunden sein. Das Leben regt sich gern in üpp'ger Fülle; Die Jugend will sich äußern, will sich freun. Die Freude führ' ich an der Schönheit Zügel, Die gern die zarten Grenzen übertritt; Dem schweren Körper geb' ich Zephyrs Flügel, Das Gleichmaß leg' ich in des Tanzes Schritt. Was sich bewegt, lenk' ich mit meinem Stabe, Die Grazie ist meine schöne Gabe. Schauspielkunst (mit einer Doppelmaske). Ein Janusbild lass' ich vor dir erscheinen, Die Freude zeigt es hier und hier den Schmerz. Die Menschheit wechselt zwischen Lust und Weinen, Und mit dem Ernste gattet sich der Scherz. Mit allen seinen Tiefen, seinen Höhen Roll' ich das Leben ab vor deinem Blick. Wenn du das große Spiel der Welt gesehen, So kehrst du reicher in dich selbst zurück; Denn, wer den Sinn aufs Ganze hält gerichtet, Dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet. Genius. Und Alle, die wir hier vor dir erschienen, Der hohen Künste heil'ger Götterkreis, Sind wir bereit, o Fürstin, dir zu dienen. Gebiete du, und schnell, auf dein Geheiß, Wie Thebens Mauer beider Leier Tönen, Belebt sich der empfindungslose Stein, Entfaltet sich dir eine Welt des Schönen. Architektur. Die Säule soll sich an die Säule reihn. Sculptur. Der Marmor schmelzen unter Hammers Schlägen. Malerei. Das Leben frisch sich auf der Leinwand regen. Musik. Der Strom der Harmonieen dir erklingen. Tanz. Der leichte Tanz den muntern Reigen schlingen. Schauspielkunst. Die Welt sich dir auf dieser Bühne spiegeln. Poesie. Die Phantasie auf ihren mächt'gen Flügeln Dich zaubern in das himmlische Gefild! Malerei. Und wie der Iris schönes Farbenbild Sich glänzend aufbaut aus der Sonne Strahlen, So wollen wir mit schön vereintem Streben, Der hohen Schönheit sieben heil'ge Zahlen, Dir, Herrliche, den Lebensteppich weben! Alle Künste (sich umfassend). Denn aus der Kräfte schön vereintem Streben Erhebt sich, wirkend, erst das wahre Leben. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Huldigung der Künste, von Friedrich Schiller. End of Project Gutenberg's Die Huldigung der Kuenste, by Friedrich Schiller *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE HULDIGUNG DER KUENSTE *** This file should be named 7939-8.txt or 7939-8.zip Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. 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